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Hoch hinaus wollten sie, tief sind sie gefallen. Auf der Anklagebank sitzen zwei gut gekleidete, smarte Herren, die den Rüttenscheidern offenbar die große, weite Welt verkaufen wollten. Auf Betrug in 26 Fällen und Bankrottdelikte lautet die Anklage.
So richtige Betrüger wollen Daniel K. (32) und Denis R. (31) gar nicht sein, lässt sich nach den ersten Sätzen von K. vermuten. „Wenn man Betrug so definiert, dass man jemanden vorsätzlich schädigt, dann war das kein Betrug“, formuliert Daniel K. in seiner Einlassung. So feine Worte hat Staatsanwalt Marc Blomenkämper in seiner Anklage nicht gefunden. Er spricht unverblümt von einem massiven Betrug. K. und R. hätten mit ihrer Ende 2006 gegründeten „D & D Handels- und Veranstaltungs- GmbH“ ein grandioses Gastronomie-Konzept für das Hotel Arosa an der Rüttenscheider Straße entworfen. Oben auf der Dachterrasse wollten sie mit dem Restaurant „Chin Chin“ einen Tempel der exklusiven Event-Gastronomie eröffnen, unten im Keller eine „Lounge“. Nicht kleckern, klotzen: 2000 Euro Miete kostete die Dachterrasse, 6000 Euro das Untergeschoss. Monatlich, ab April 2007. Tatsächlich hätte das Hotel Arosa als Vermieter nicht einen Cent Miete gesehen. Das Restaurant wurde nie eröffnet, weil das städtische Bauordnungsamt im September 2007 wegen gravierender Baumängel den Bau still legte.
Das habe die Angeklagten nicht gehindert, auf der Rüttenscheider Straße Anfang 2008 weitere Räume für ein zu eröffnendes italienisches Restaurant und für Büroräume anzumieten. Außerdem listet die Anklage in 26 Fällen Handwerker als Opfer auf, die für die beiden Angeklagten gearbeitet hatten, ihre Rechnungen aber nicht bezahlt bekamen. Rund 400 000 Euro Schulden hätten die Angeklagten angehäuft. Nicht einmal ihr Koch (3200 Euro Monatsgehalt) und ein weiterer Angestellter (2900 Euro) sahen Geld von ihrem Chef.
Betrug? Daniel K. weist das anfangs weit von sich. Er erzählt, wie Denis R. und er von der Idee der Event-Gastronomie begeistert gewesen seien: „Denis hatte Liquidität und wollte in die Gastronomie, weil da viel Geld zu verdienen ist. Ich hatte zwar kein Geld, aber die Ideen.“ Und an anderer Stelle: „Ich bin eher der Künstler.“ Rund um die Uhr hätten sie am Konzept gearbeitet. Geldgeber hätten Schlange gestanden. Daniel K.: „Uns beiden war klar, dass wir an die große Kohle kommen.“ Acht Prozesstage hat die XV. Kammer eingeplant.