Er merkt es nicht. Starchirurg Christoph Broelsch sitzt seit vier Prozesstagen vor der XXI. Essener Strafkammer und registriert nicht, wie er selbst immer mehr das Bild des raffgierigen Mediziners ausfüllt.

Er merkt es nicht. Starchirurg Christoph Broelsch sitzt seit vier Prozesstagen vor der XXI. Essener Strafkammer und registriert nicht, wie er selbst immer mehr das Bild des raffgierigen Mediziners ausfüllt. Dass er lebensbedrohlich erkrankte Kassenpatienten für sein Honorar unter Druck setzte? Das weist er zurück: „Die haben mich unter Druck gesetzt.”

In welche Richtung führt der Weg von Christoph Broelsch? Foto: Kerstin Kokoska
In welche Richtung führt der Weg von Christoph Broelsch? Foto: Kerstin Kokoska © Kerstin Kokoska/WAZ FotoPool

Das Bild des ehrenwerten Professors und Lebensretters, das er in vielen Jahren als „Leberpapst” am Essener Uniklinikum pflegte, es verblasst. Am Freitag erzählen zwei Düsseldorfer, wie sie versuchten, für ihre Mutter einen Termin bei Broelsch zu bekommen. Er habe ihnen aber nur gegen eine „Spende” in Höhe von 5000 DM einen zeitnahen Operationstermin ermöglichen wollen. Ob er denn nicht bemerkt habe, dass die Angehörigen sich in dieser Situation unter Druck gesetzt fühlten, fragt Richter Wolfgang Schmidt den Angeklagten. Und da kam dieser Satz, dass es die Patienten waren, die ihn mit dem Wunsch nach einer Operation durch Herrn Professor persönlich unter Druck setzten.

Eine Bonnerin kam, sah in ihm die letzte Chance. Weil sie gesetzlich versichert war, forderte er 7500 Euro als Spende für die Forschung. Durchs Fenster soll er aufs Hundertwasserhaus gezeigt haben: „Das hat Hundertwasser uns geschenkt. Da betreiben wir Kinderkrebsforschung.” Nicht ganz korrekt. Das Haus ist ein Geschenk der McDonalds-Stiftung, Familien krebskranker Kinder leben dort während der Behandlung.

Der angeklagte Professor am vierten Prozesstag im Gespräch mit seinem Verteidiger Jürgen Pauly. Foto: Kerstin Kokoska
Der angeklagte Professor am vierten Prozesstag im Gespräch mit seinem Verteidiger Jürgen Pauly. Foto: Kerstin Kokoska © Kerstin Kokoska/WAZ FotoPool

Die Bonnerin zahlte: „Nachher habe ich gezetert und zu meinem Mann gesagt, der hat doch den Hippokrates-Eid geleistet. Der hat auch Kassenpatienten zu behandeln, wenn nur er das operieren kann.” Broelsch selbst wundert sich über das Anspruchsdenken der Patienten. Staatsanwalt Christian Bolik fragt ihn, warum er nie gesagt habe, auch die Oberärzte könnten operieren. Diese Alternative habe es nie gegeben, sagt Broelsch: „Die Patienten waren so festgelegt auf mich.”

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