Essen-Gerschede. In Gerschede erneuern Stadtwerke den Abwasserkanal. Wegen der Straßensperrung sind Linienbusse kaum erreichbar. Taxen fahren teuren Umweg
Dass die letzte (Doppel-)Sitzung der Bezirksvertretung Borbeck sechs Stunden dauerte und erst gegen 23 Uhr beendet war, lag an der ellenlangen Tagesordnung, aber auch an der Baustelle der Stadtwerke Essen (SWE) auf der Levinstraße. SPD-Fraktionssprecher Ulrich Schulte-Wieschen kritisierte ausführlich Organisation und Fortgang der Arbeiten. Die SWE verlegen in Gerschede einen neuen Abwasserkanal und entflechten den Pausmühlenbach.
Eigentlich war mit der Baustelle in Essen-Gerschede alles geregelt
Eigentlich war alles geregelt: Die SWE hatten eine Wanderbaustelle angekündigt, so dass die Anwohner immer von zwei Seiten, also sowohl von der Haus-Horl-Straße im Norden als auch vom Weidkamp im Süden in die Levinstraße fahren konnten. Doch Anfang April erarbeiteten die Stadtwerke gemeinsam mit der Baufirma eine „Optimierung des Bauablaufs“. Ziel: zügiger arbeiten und damit die Beeinträchtigungen für die Bürger „auf einen möglichst kurzen Zeitraum zu beschränken“. So heißt es in einem Brief an die Bezirksverwaltung, verbunden mit der Bitte einer Dringlichkeitsentscheidung. Diese wird herbeigeführt, wenn das zuständige Gremium zu spät tagt, was wegen Corona in Borbeck der Fall war.
Und nun der Söllockweg
Die nächste Baustelle kündigen die Stadtwerke Essen im Söllockweg in Dellwig an. Ab Oktober wird hier ein 280 m langer neuer Abwasserkanal gebaut. Dafür müssen auch vier Schächte errichtet werden.
Die Arbeiten sollen im Oktober beginnen und sechseinhalb Monate dauern. Unvorhersagbare Einflüsse können zu zeitlichen Verschiebungen führen.
Also unterschrieben Bezirksbürgermeister Helmut Kehlbreier und Thomas Mehlkopf-Cao (CDU) allein den Eilentscheid, den Ulrich Schulte-Wieschen auch „schweren Herzens“ und in Absprache mit SPD-Ratsherr Thomas Osterholt akzeptierte. Doch den Ärger hätten nun die Bezirksvertreter am Hals: „Wir Vor-Ort-Politiker müssen uns die Klagen der Bürger anhören.“
Gerscheder Weiden sind nur mit langem Umweg zu erreichen
Denn die Allbau-Siedlung an den Gerscheder Weiden als auch zahlreiche Häuser an der Levinstraße sind nun nur doch durch die Kraienbruch-Siedlung zu erreichen. Aber weder die Ewald-Dutschke-Straße noch der Reinhold-Unterberg-Weg sind für den Verkehr ausgelegt. „Ich kann mir vorstellen, das die Leute dort nicht begeistert sind, dass so viel Verkehr dadurch fließt“, zeigt auch Anwohner Ulrich Wange Verständnis für den Unmut.
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Für viele ältere Gerscheder verlängere sich zudem der Weg zum Arzt deutlich. Weil die Busse 186 und 166 kaum zu Fuß zu erreichen seien, führen viele mit dem Taxi. Der Umweg mache etwa 4 Euro pro Fahrt aus, hat Ulrich Schulte-Wieschen erfahren. Er schlägt deshalb einen kleinen Shuttle-Bus vor. Das wäre wenigstens eine Verbesserung.