Gerschede. Auf der alten Bezirkssportanlage lagern die Stadtwerke den Bodenaushub, der bei dem Umbau des Pausmühlenbachs anfällt. Anwohner protestieren.
Nicht nur die Landwirte sehnen sich nach Regen. Auch die Anwohner des ehemaligen Bezirkssportplatzes an der Levinstraße
warten immer ungeduldiger auf einen oder sogar möglichst viele kräftige Schauer. Denn sie leiden unter dem Bodenlager, das direkt unter ihren Balkonen eingerichtet wurde. Zentimeter dick liege der Staub auf den Balkonen, berichten sie. Doch das sei nicht das einzige Problem.
Monika Wange wohnt an der Straße Gerscheder Weiden. Von einer Weide, vielleicht mit einem idyllischen Misthaufen, ist hier in dem ehemals ländlichen Gerschede nichts mehr zu sehen. Wenn sie aus dem Hochhaus auf den ehemaligen Sportplatz schaut, blickt Monika Wange auf ganz andere Haufen: auf Beton, Sand, Asphalt, Kies und Lehm.
Überdimensionaler Bohrer
Dabei handelt es sich um den Bodenaushub, der bei der Umgestaltung des Pausmühlenbachs anfällt. Zwischen Borbeck und Gerschede verschwindet das Abwasser auch hier künftig in einem unterirdischen Rohr, das unter Tage vorangetrieben wird. Ein in der Levinstraße gigantisch wirkender Bohrer führt den Anwohnern täglich vor Augen, welche Dimension die Arbeiten haben.
Die Erdmassen, die aus der Tiefe geholt werden, lagern die Stadtwerke Essen auf dem Gelände der ehemaligen Bezirkssportanlage und des Flüchtlingsdorfs. „Dabei handelt es sich um feuchten Boden, der teilweise mit Kalk versehen wird, um ihn zu trocknen und wiederzuverwerten“, erklärt Roy Daffinger, Pressesprecher der Stadtwerke Essen.
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Doch das ist noch nicht alles, denn es wird auch Beton zu Tage gefördert. Die größeren Teile werden mit Hilfe eines Meißels zerkleinert, um sie dann mit schweren Lastwagen abtransportieren zu können.
Nachbarn in Essen-Gerschede äußern sich drastischer
Da ist es nicht erstaunlich, dass die Nachbarn dieses Bodenlagers allmählich mit den Nerven am Ende sind. „Wenn der Kran und der Bagger anfangen, hat man das Gefühl, man steht direkt daneben“, schildert zum Beispiel Monika Wange. „Es geht uns auch nicht um den Bauschutt, sondern um den Lärm. Das ist hier so laut, dass man sich kaum unterhalten kann“, sagt sie. Dass sie die Wäsche nicht auf dem Balkon hängen könne, käme noch dazu.
Dabei schildert sie die Zustände noch durchaus sachlich. Der ein oder andere ihrer Nachbarn drückt sich deutlich drastischer aus. Dabei wird auch die Enttäuschung über Verwaltung und Politik nicht verhehlt, weil nach dem Abbau des so ungeliebten Zeltdorfs keine Ruhe einkehrt, sondern es im Gegenteil nun laut und dreckig geworden ist.
Den Standort des Bodenlagers, das im Auftrag der Stadtwerke eingerichtet wurde, habe die Stadtverwaltung festgelegt, schildert Roy Daffinger. Die Stadtwerke bemühten sich, „die negativen Einflüsse so gering wie möglich zu halten. Doch wir können keinen Regen herbei zaubern“.
Bis Oktober zwei Sperrungen in der Levinstraße
Mit Vollsperrungen an zwei Stellen müssen sich die Anwohner an der Levinstraße noch bis Oktober abfinden. Sie sind nach Ansicht der Baufirma notwendig, um die Arbeiten möglichst zügig durchführen zu können.
Von Oktober bis Januar sei dann wieder nur eine Sperrung notwendig. Möglicherweise muss die doppelte Vollsperrung wieder ab Januar eingerichtet werden. Darüber wird die Bezirksvertretung IV am 9. Juni unterrichtet.
Der würde auch an der Schloßstraße in Borbeck helfen. Auch dort haben die Stadtwerke Essen ein Zwischenlager für Bodenaushub angelegt. Das hat allerdings nicht solche Ausmaße wie das an der Levinstraße. Zuerst wurde die Fläche im Rahmen der Baustelle auf der Fürstäbtissinstraße benötigt, anschließend für den Bodenaushub im Zuge des Pausmühlenbach-Umbaus.
Doch das ist noch nicht alles. Wenn die Genehmigung der Stadt vorliegt, werden die Stadtwerke auf der Fläche eine Pressgrube graben, um auch von hier das Abwasserrohr unterirdisch in Richtung Gerschede vorantreiben zu können. Ende August/Anfang September sei mit dem Baubeginn an der Schloßstraße zu rechnen, so der Stadtwerkesprecher.