Essen-Altendorf. Ein Anwohner beschwert sich über nächtliche Ruhestörungen und Vermüllung am Niederfeldsee. Stadt weist die Beschwerde aber zurück.
Mit etwas Verspätung muss sich die Bezirksvertretung III jetzt mit der Beschwerde eines Anwohners des Niederfeldsees in Altendorf befassen. Tenor seines Schreibens aus dem Oktober 2019: „Im Sommer ist eine angemessene Wohnqualität nicht gegeben.“ Vor der nächsten Schön-Wetter-Periode kommt die Diskussion wahrscheinlich gerade zum richtigen Zeitpunkt.
Rund um die Weuenstraße und Uferpromenade beklagt der namentlich nicht genannte Anwohner nächtliche Ruhestörungen durch „laut unterhaltende Menschen“, „Autorennen“, „Kavalierstarts“ und „Türen schlagen“. Dazu kämen noch „wildes Parken“ und „starke Vermüllung“.
Stadt kennt in Essen-Altendorf einen „eher lauten, redefreudigen Kulturkreis“
Sein Fazit: „Unsere Umgebung wird unzumutbar. In manchen Nächten mussten ich und meine Frau beispielsweise auf Ohrenstöpsel zurückgreifen. Einmal haben wir sogar Schlaftabletten zu uns genommen.“ Seinem Schreiben an die Bezirksvertretung hat der Anlieger entsprechende Fotos beigefügt.
Doch sowohl bei der Stadtverwaltung als auch bei Johannes Hüttemann, der ebenfalls Anwohner des Sees ist und sich seit Jahren um dessen Pflege kümmert, stößt die Klage auf kühle bis energische Ablehnung.
So könne aus dem Gebot der Nachtruhe zwischen 22 und 6 Uhr „kein Anspruch auf absolute Stille“ hergeleitet werden, erläutert die Ordnungsbehörde. Und: „Wenn, wie im vorliegenden Fall, eine größere Personenzahl aus einem eher lauten redefreudigen Kulturkreis zusammentrifft, sind Belästigungen für unmittelbare Nachbarn kaum zu vermeiden.“ Die Beurteilung, ob eine erhebliche Belästigung vorliegt, hänge mit der „Einstellung eines verständigen, durchschnittlich empfindlichen Mitbürgers“ zusammen.
EBE reinigt das Umfeld des Sees vier Mal pro Woche
Dass sich nicht jeder Besucher des Niederfeldsees an die Vorschrift hält, Abfall in die Eimer zu werfen oder – falls diese voll sind – wieder mitzunehmen, sei bekannt. Deshalb reinigten die Entsorgungsbetriebe (EBE) den Park auch montags, mittwochs, freitags und sonntags.
„Wildes Parken“, wie es ein Foto des Anwohners möglicherweise zeigt, habe die Stadt bei ihren drei Kontrollen an drei Oktober-Tagen um 9.50 Uhr, 14 Uhr und 18.50 Uhr nicht festgestellt. Einziger Verstoß sei eine nicht vorhandene Umweltplakette gewesen.
Fazit der Stadt: „Bei etwa 820 Grünanlagen stadtweit, die teilweise ähnliche Problematiken aufweisen, kann eine ständige Überwachung… nicht gewährleistet werden.“ Verstöße könnten zukünftig nicht ausgeschlossen werden.
Fast schon zornig reagiert Johannes Hüttemann, der sich mit weiteren ehrenamtlichen Helfern um den See und das Umfeld kümmert, auf die Beschwerde. „Wenn mir einer ‘was von Dreck und Vermüllung am Niederfeldsee sagt, dann ist das eine Unverschämtheit“, entgegnet er. Vom Frühjahr an mache zum Beispiel ein Mitstreiter Sonntag morgens von 8 bis 9 Uhr seine Runde, um nach Müll zu sehen und ihn gegebenenfalls auch zu beseitigen.
Klagen über Frösche, Hähne und die Wasserfontäne
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Manchmal könne er es kaum glauben, berichtet Johannes Hüttemann, mit welchen Klagen sich Zeitgenossen beschäftigten: „Dann haben mal die Frösche zu laut gequakt, ein Hahn hat im Schrebergarten gekräht oder die Wasserfontäne sei zu laut. Die Leute wollen den Teufel tanzen sehen.“
Er könne nur jeden einladen, zum Niederfeldsee zu kommen und sich sein eigenes Bild zu machen.
Und über Anwohner wie den – ihm nicht bekannten – Beschwerdeführer denkt er: „Manche Leute haben zu viel Zeit. Sie sollten sich etwas Soziales suchen, dann wären sie auch zufriedener.“