Essen-Bedingrade. „Rettet den Klostergarten“ heißt eine Initiative gegen Wohnbebauung in Bedingrade. Doch der Orden sagt: Der Klostergarten wird nicht angetastet.

„Rettet den Klostergarten“ ist eine Unterschriftenaktion in Bedingrade überschrieben, die sich gegen den Bau von 100 Wohnungen hinter dem Franziskushaus an der Laarmannstraße richtet. In der vergangenen Woche knüpften die Initiatoren sogar demonstrativ eine Lichterkette vor dem Gebäude. Bevor nun am Donnerstagabend, 5. Oktober, 19 Uhr, die Stadt zu einer Bürgerinformation über den Bebauungsplan Moosstraße/Laarmannstraße ins Mädchengymnasium einlädt, stellt Schwester Judith Schmidt, Generaloberin der Franziskusschwestern, jedoch klar: „Der Klostergarten wird überhaupt nicht angetastet.“

Seit bekannt wurde, dass die Wohnungsbaugenossenschaft Essen-Nord gut 100 Wohnungen auf dem Gelände der Franziskusschwestern errichten möchte, regt sich dagegen Protest. Was Schwester Judith allerdings nicht nachvollziehen kann. „Als Ordensgemeinschaft müssen wir sehen, dass wir überleben. Wir müssen die Flächen verkaufen, um Rücklagen für unseren Altersruhestand zu bilden.“

Dazu nutzt der Orden seine seit Jahrzehnten bestehenden Kontakte zur Wohnungsbaugenossenschaft Essen-Nord mit Sitz an der Hirtsieferstraße in Altendorf. „Wir wollen Wohnungen bauen und sie an unsere Mitglieder vermieten“, sagt Vorstand Juan-Carlos Pulido. „Und wir sind nicht wie eine Heuschrecke, die schnell Wohnungen baut und dann wartet, bis die Gewährleistungspflicht endet, um dann schnell weg zu sein.“

„Wir sind hier nicht in der Pampa“

Präsentieren den Klostergarten (v. r.) Juan Carlos Pulido, Schwester Judith Schmidt und Jurist Ludger Krösmann.
Präsentieren den Klostergarten (v. r.) Juan Carlos Pulido, Schwester Judith Schmidt und Jurist Ludger Krösmann. © Rüdiger Hagenbucher

Gemeinsam mit der Stadt sei dann der Plan entstanden, auf einem Teil des Geländes, genau auf 22.500 Quadratmetern, acht Wohnhäuser, eine dreigruppige Kindertagesstätte sowie einen Kinderspielplatz zu errichten. Das alles ausdrücklich aber nicht im Klostergarten, sondern auf der Fläche daneben. „Deshalb heißt es ja auch ,Am Klostergarten’ und nicht ,Im Klostergarten’“.

Außerdem wird das seit vier Jahren leerstehende mächtige Mutterhaus an der Laarmannstraße inklusive Kapelle abgerissen und in die Fläche einbezogen.

Dass sich ein Teil der Anwohner von der künftigen Bebauung hinter ihren Gärten gestört fühlen, kann Juan-Carlos Pulido in gewisser Weise nachvollziehen, weil sie seit Jahren auf nichts anderes als Wiese, Büsche und Bäume blicken. „Aber wir sind hier nicht in der Pampa.“

Früher standen auf dem Gelände Ställe, Kesselhaus und Metzgerei

Denn vor gut einem Jahrzehnt habe das Grundstück noch ganz anders ausgesehen, ergänzt Schwester Judith Schmidt. „Hier standen große Stallungen für Schweine und Schafe, ein Kesselhaus mit Schornstein für die Heizung, eine Metzgerei und eine Wäscherei – eben alles, was wir zur Selbstversorgung brauchten. Das Gelände war nicht jungfräulich.“

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Als Bauexperte erläutert der Genossenschafts-Vorstand die Rechtslage. Demnach besteht für das Gelände ein gültiger Bebauungsplan, der ein bis zu sechsgeschossiges Krankenhaus sowie ein Altenheim erlaubt. Das bedeutet: Allein die Baumasse eines Krankenhauses wäre doppelt so groß wie die der geplanten Wohnungsbebauung.

Um die aus seiner Sicht normale Dimension seines Bauvorhabens zu verdeutlichen, verweist Juan-Carlos Pulido auf das Projekt in Huttrop. Dort errichtet Essen-Nord 56 Wohneinheiten auf 8000 Quadratmetern, in Bedingrade sollen es dagegen 100 Wohnungen auf 22.500 Quadratmetern sein – die Verdichtung sei also deutlich niedriger.

Reaktion mancher Protestler überraschte die Generaloberin

Judith Schmidt erzählt, dass sie sich in den vergangenen Wochen über so manche Reaktion von Bürgern gewundert habe, die die Protestlisten unterschrieben hätten. Sie hätten geglaubt, dass sie damit den Franziskusschwestern einen Gefallen täten, weil diese quasi über den Tisch gezogen würden. Und einige seien der Meinung, dass der Klostergarten und die anderen Flächen schon längst nicht mehr dem Orden gehörten.

Geärgert habe sie sich außerdem über die Behauptung, dass die Anwohner der umliegenden Straßen mit dem Wegfall des Klostergartenbereichs ein „Naherholungsgebiet“ verlören. Schwester Judith: „Wir haben darauf verzichtet, den Garten einzuzäunen. Wir haben nur Schilder aufgestellt, dass es Privatgelände ist. Das muss reichen.“