Essen-Borbeck-Bedingrade. . In Bochold und in Bedingrade möchten Anwohner die Bebauung von Grünzonen verhindern. Die Bezirkspolitiker bewerten beide Fälle unterschiedlich.

In Bochold und Bedingrade sollen viele Wohnungen gebaut werden, doch ohne Widerstand aus der Bevölkerung werden die Pläne für die alte Gärtnerei Brinkmann (100 Wohneinheiten) an der Kesselstraße sowie den Innenbereich an der Frintroper-/Oberhauser Straße (70 Wohneinheiten) nicht über die Bühne gehen. Das wurde in der Sitzung der Bezirksvertretung IV in Borbeck am Dienstagabend deutlich.

Dass die Bedingrader Hausbesitzer ihre Gärten im Karree zwischen Frintroper und Oberhauser Straße sowie Auf dem Eichholz und Kuhlenberg nicht aufgeben wollen, haben sie bereits öffentlich gemacht. Ins Gespräch gebracht wurde die 1,4 Hektar große Fläche durch das Bürgerforum „Wo wollen wir wohnen“ im November. In der Einwohnerfragestunde der Bezirksvertretung machte nun ein Hausbesitzer aus dem Kuhlenberg seinem Unmut darüber Luft. Auch die rot-grüne Mehrheit in dem Gremium installierte einen Bremsklotz. Sie setzte ihren Antrag gegen die Stimmen von CDU und EBB durch, den Rat der Stadt Essen aufzufordern, „keine Arbeitsprozesse zu einzelnen Ergebnissen des sogenannten ,Bürgerforums’ zu möglichen Wohnbauflächen im Bezirk IV in Gang zu setzen, bevor diese nicht ausführlich in der Bezirksvertretung beraten wurden“.

Aus Klimaschutzgründen auf Bebauung verzichten

Das geplante Baugebiet zwischen Bocholder Straße im Norden und der Kesselstraße im Süden. Rechts wäre Platz für eine neue Grundschule.
Das geplante Baugebiet zwischen Bocholder Straße im Norden und der Kesselstraße im Süden. Rechts wäre Platz für eine neue Grundschule. © Helge Hoffmann

Dagegen finden die geplanten 100 Wohneinheiten auf der ehemaligen Gärtnerei Brinkmann zwischen Kessel- und Bocholder Straße die Zustimmung der Bezirkspolitiker. Eva Fendel, Sachgebietsleiterin im Amt für Stadtplanung und Bauordnung, lobte den Entwurf eines Oberhausener Bauunternehmens, weil sowohl Geschossbau als auch Reihenhäuser und Doppelhaushälften geplant seien. „Das hatten wir schon lange nicht mehr“, sagte sie mit Blick auf den Stadtbezirk. Damit erntete sie allerdings Widerspruch, weil etwa an Levin- und Germaniastraße durchaus neue Wohnquartiere in Aussicht stehen.

Anders als die Politiker machen allerdings Anwohner der Kesselstraße mobil. Sie wenden sich gegen die Bebauung der städtischen Grünfläche. Bochold sei bereits einer der am dichtesten besiedelten Stadtteile Essens, „daher wird eine zusätzliche Versiegelung von Flächen dieses Missverhältnis weiter steigern“. In Zeiten des Klimawandels sollten Grün- und Freiflächen zur Versickerung des Wassers erhalten bleiben, schrieben sie mit Bezug auf einen Bericht in dieser Zeitung an die Bezirksvertreter.

Überraschende Neuigkeit vom Schulneubau

Die Anwohner der Kesselstraße gehen übrigens nicht zum ersten Mal gegen städtische Planungen vor. Allerdings sei der Elan nicht mehr so groß wie vor 20 Jahren. „Wir sind eine Gruppe alter Menschen“, beschreibt es eine Aktivistin, „und sind nicht mehr so durchschlagskräftig wie früher, als wir gegen den Durchstich der Otto-Brenner-Straße gekämpft haben.“ Weil diese Straße einst nicht über die Bocholder Straße hinaus nach Süden verlängert wurde, ist erst die Wohnbebauung auf dem Gärtnereigelände möglich geworden.

Überraschend wurde von Eva Fendel auch berichtet, dass auf dem Areal zwischen der Grünfläche und der Straße Schölerpad der Bau einer neuen Grundschule möglich sei. Diese käme sicherlich wie gerufen – nicht nur wegen des zu erwartenden Zuzugs junger Familien in das neue Wohnquartier.

SCHON VOR DREI JAHREN GAB ES EINEN LÖSUNGSVORSCHLAG

  • Ebenfalls aus Oberhausen kam ein Bauträger, der nahe der Bocholder Straße Doppelhäuser oder dreigeschossige Mehrfamilienhäuser errichten wollte. Ein Bebauungsplan war für diese Fläche nicht notwendig.
  • Darüber wurde die Bezirksvertretung IV im Dezember 2016 informiert.