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Nachdem ein 23-Jähriger in der Nacht zu Donnerstag auf der Kokerei Zollverein zehn Meter in die Tiefe gestürzt ist, will die Stiftung Zollverein sich mit Vertretern von Polizei und Feuerwehr zusammensetzen. Die Sicherheit soll verbessert werden.
Auf der Zeche Zollverein hat sich in der Nacht zu Donnerstag erneut ein schwerer Unfall ereignet. Beim Überklettern einer Wartungsbrücke hinter der Koksofenbatterie stürzte ein 23-Jähriger Student zehn Meter tief und verletzte sich schwer.
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Zuvor habe er sich gemeinsam mit vier weiteren jungen Männern im Alter von 23 bis 25 Jahren Zugang zu diesem abgesperrten und eingezäunten Bereich verschafft. Er selbst habe nach Angaben der Stiftung Zollverein mindestens zwei Hindernisse überwunden, die mit dem sichtbaren Hinweis „Betreten verboten“ gekennzeichnet gewesen seien. Die Studenten, die aus Dortmund, Münster, Eslohe und Gescher stammen, standen, so die Polizei, allesamt unter Alkoholeinwirkung. Nach dem tödlichen Absturz im Juli dieses Jahres ist der Unfall, der sich gegen 1.50 Uhr am Donnerstag ereignet hat, bereits der zweite schwerwiegende Zwischenfall innerhalb kürzester Zeit auf dem Gelände der Kokerei.
„Es macht uns sehr zu schaffen"
Obwohl kein Anzeichen für ein Fehlverhalten der Stiftung Zollverein ersichtlich ist, und die Polizei dementsprechend keinen Anlass für Ermittlungen in diese Richtung sieht, herrschte gestern Betroffenheit bei den Beteiligten. „Es macht uns sehr zu schaffen und wir ziehen uns auch nicht darauf zurück, dass wir für das Unglück nicht verantwortlich sind“, erklärte Zollverein-Sprecher Rolf Kuhlmann. Besonders tragisch: Nur 30 Minuten vor dem Unglück soll ein Mitarbeiter des Wachdienstes an der Stelle, wo die Studenten das erste Hindernis überkletterten, vor Ort gewesen sein. Bemerkt habe er jedoch nichts. Dies, so Kuhlmann, gehe aus einem Protokoll des Sicherheitsdienstes hervor.
Die Stiftung Zollverein erklärte kurz nach dem Unglück, dass es möglichst kurzfristig ein Gespräch mit Vertretern von Polizei und Feuerwehr geben soll, in dem eine mögliche Erweiterung der Sicherheitsmaßnahmen zur Sprache kommen soll. Gedankenspiele, die sich mit einer komplette Umzäunung des Geländes befassen, stoßen auf wenig Gegenliebe. „Wer es unbedingt darauf anlegt, der wird auch einen solchen Zaun überwinden“, meint Zollverein-Sprecherin Ute Durchholz.
„Das ist ein Weltkulturerbe und kein Abenteuerspielplatz"
Eine personelle Verstärkung des Sicherheitsdienstes hatte die Stiftung bereits vor dem tragischen Unglück beschlossen. Absolute Sicherheit ist für das 100 Hektar große Gelände jedoch unmöglich. Dies bestätigt auch die Essener Polizei: „Das ist ein Weltkulturerbe und kein Abenteuerspielplatz.“ Gegen die Studenten wird nun wegen Hausfriedensbruch ermittelt. Für den 23-Jährigen besteht keine Lebensgefahr. Schon Donnerstagabend befand er sich auf dem Weg der Besserung.