Essen/Gelsenkirchen. . Sascha Jorgowski aus Gelsenkirchen findet in Essen eine Geldbörse. Weil er ehrlich ist, informiert er sofort die Besitzerin, eine 70-jährige Seniorin. Dennoch wirft ihm ein Essener Polizeibeamter „verantwortungsloses Verhalten“ vor – „ich wurde verhört wie ein Kleinkrimineller“, sagt der 30-Jährige.

Sascha Jorgowski versteht die Welt nicht mehr: Obwohl er sich als ehrlicher Finder eines Portemonnaies bei der erleichterten 70-jährigen Besitzerin meldete, fühlt er sich von der Essener Polizei behandelt „wie ein Kleinkrimineller“.

Das Drama nimmt am Mittwochmorgen in Essen-Rüttenscheid seinen Lauf: Der 30-Jährige aus Gelsenkirchen-Rotthausen hat in der Nachbarstadt mit seinem Sohn einen Termin beim Kinderarzt. Auf dem Parkplatz an der Kreuzung Martinstraße findet er eine Geldbörse mit wertvollem Inhalt: Neben gut 100 Euro in bar enthält sie eine Patientenverfügung, Testament, Kreditkarten und Ausweispapiere.

Börse mit Testament, Kreditkarten

Die Seniorin, die zuvor in einem nahen Supermarkt einkaufen war, hat den Verlust zu der Zeit bereits auf der Rüttenscheider Polizeiwache angezeigt. Sie glaubt, bestohlen worden zu sein. „Auf der Patientenverfügung fand ich die Telefonnummer der Dame und rief sie an“, sagt Jorgowski. Weil der Gelsenkirchener in der kommenden Woche erneut einen Termin in Rüttenscheid hat und die ältere Dame ungern noch weitere Strecken mit dem Auto zurücklegt, einigen sie sich zur Übergabe auf nächsten Mittwoch. „Ich war überglücklich, dass ich an einen solch ehrlichen Finder geraten bin und informierte sofort die Polizei, dass sich alles geklärt hat“, erinnert sich die Seniorin.

Langer Zeitraum machte Polizei skeptisch

Der Beamte aber ist skeptisch, möchte die Kontaktdaten Jorgowskis haben. „Der Polizist rief mich an und warf mir verantwortungsloses Verhalten vor, die Brieftasche nicht bei der Polizei abgegeben zu haben. Dabei habe ich keinerlei Ortskenntnis. Außerdem fragte er mich rüde, was mir einfällt, der Dame ihren Besitz eine Woche vorzuenthalten. Und nahm meine Personalien auf“, empört sich Jorgowski.

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Wenig später schildert Jorgwoski die Situation der 70-jährigen Essenerin, die sich daraufhin doch noch auf den Weg nach Gelsenkirchen macht. „Ich fühle mich ganz schrecklich. Das vergällt mir fast die Freude daran, dass ich meine Börse zurück bekommen habe“, sagt die Seniorin. Bei der Essener Polizei spricht man von einem Missverständnis: „Grundsätzlich“, so Sprecher Marco Ueberbach, „loben wir ehrliche Finder. In diesem Fall wurden wir hellhörig, weil uns der Zeitraum von einer Woche skurril erschien. Da es sich um höchst sensible Dokumente handelte, sind wir zum Schutz der Seniorin am Ball geblieben.“ Die Irritationen seien nicht gewollt gewesen, am Ende entschuldigte sich der Beamte bei Sascha Jorgowski. Das besänftigt ihn aber nur bedingt: „So vorgeführt zu werden, ist eine Frechheit.“