Essen. . Sollte die Essener Politik nicht gegensteuern, müssten Spielstätten geschlossen werden, warnt der Essener Sportbund. Im „finanziellen Verteilungskampf“ mit der Kultur sieht man sich auf der Verliererseite. Der für Kultur und Sport zuständige Dezernent spricht von einem Missverständnis.
Sport gegen Kultur - es ist ein Duell, das niemand auf offener Bühne austragen will, aber es ist eines, auf das die Parteien im Rat der Stadt Essen zusteuern wie eine führerlose Lokomotive unter Volldampf. Sachverwalter des Sports fürchten, dessen Interessen könnten in den bevorstehenden Haushaltsberatungen unter die Räder kommen. In den Fokus der Kritik rückt dabei mehr und mehr Andreas Bomheuer, städtischer Dezernent für Kultur und eben auch Sport.
Es mag keine dankbare Aufgabe sein, zwei Sachbereiche zu verantworten, die unter akutem Geldmangel leiden. Selbst jene in der Politik, die es sonst gut meinen mit Bomheuer, vermissen dessen Einsatz für die Belange des Sports. Eine Leidenschaft dafür sprach man dem ehemaligen Leiter des in Gronau beheimateten Rock & Pop-Museums bereits unmittelbar nach seinem Amtsantritt 2009 ab.
3,3 Millionen Euro zusätzlich für Sport- und Bäderbetriebe
Dass der Hobby-Segler schon mal in einem Boot gesessen habe, qualifiziere ihn nicht für den Job. In dieser Einschätzung fühlten sich Sachverwalter des Sports offenbar bestätigt, als Bomheuer dem Sportausschuss die Eckdaten für den Wirtschaftsplan der Sport- und Bäderbetriebe präsentierte. 3,3 Millionen zusätzlich soll es geben, finanziert aus der geplanten Erhöhung der Grundsteuer B. Aus dem selben Topf soll die Theater und Philharmonie 6,7 Millionen Euro erhalten.
„Eine Zumutung“ wettert der Essener Sportbund (Espo), das Geld reiche nicht einmal aus, um den Status Quo zu sichern. Hintergrund: Der jährliche Zuschuss für die Sport- und Bäderbetriebe sollte eigentlich von rund 21,5 Millionen Euro auf 18 Millionen sinken. Gibt es 3,3 Millionen oben drauf, bliebe alles beim Alten. Wären da nicht Mehrausgaben für Energiekosten und Tarifsteigerungen, die das Defizit vergrößern.
Dass der Haushaltsplanentwurf des Kämmerers Einnahmen in Höhe von zehn Millionen aus der Grundsteuererhöhung zunächst „aus Gründen einer vereinfachten Darstellung“, wie es später aus dem Büro des Oberbürgermeisters hieß, zu gleichen Teilen dem Sport und der Kultur zuschlug, macht es aus Sicht des Espo nicht besser.
Der Sport sei genau so wichtig wie die Kultur
Bomheuer spricht von einem Missverständnis. „Wir haben das Notwendigste angemeldet.“ Angesichts der Haushaltsnöte der Stadt Essen müsse auch der Sport realistisch bleiben. Der Sport sei für ihn im übrigen genau so wichtig wie die Kultur. Das letzte Wort sei über den Wirtschaftsplan nicht gesprochen, heißt es seitens der Politik nach dem „sportpolitischen Gespräch“, einer Kungelrunde, zu der der Sportbund regelmäßig einlädt. Andernfalls drohe die Schließung weiterer Spielstätten. Ein Damoklesschwert, das auch über der TuP schwebt, sollte deren Zuschuss geringer ausfallen als angemeldet.
Kommt es in den Haushaltsberatungen zum Showdown? Die SPD glaubt einen Weg gefunden zu haben, dies zu vermeiden. Um zusätzliche Einnahmen zu erzielen, will sie eine Erhöhung der Gewerbesteuer vorschlagen. Die CDU hat das jüngst noch einmal strikt abgelehnt.