Essen. . Schläfstörungen, Terminchaos und überhaupt – die Deutschen nörgeln gerne über die Zeitumstellung. Doch Uhrmachern und Verkäufern beschert sie zuweilen auch ein einträgliches Geschäft

Für viele ist es eher ein lästiges Phänomen – zu Beginn der Winterzeit können wir abends kaum einschlafen und bei Anbruch der Sommerzeit kommen wir morgens nicht aus den Federn. Auch eine Umfrage hat bestätigt: 71 Prozent der Deutschen würden die Zeitumstellung lieber heute als morgen abschaffen. Doch wie sehen das Menschen, die von Berufs wegen mit Zeit zu tun haben? Die NRZ hat sich unter Essener Uhrmachern und -verkäufern umgehört, wie sie die Sache mit der Zeitumstellung sehen.

Und siehe da: Sie hat immerhin einen Fan! Oliver Gatzke arbeitet als Uhrmacher bei Juwelier Krämer in der Innenstadt und weiß als solcher die wirtschaftlichen Vorzüge der Zeitumstellung zu schätzen: „Der Laden ist dann meist rappelvoll. Vor allem ältere Menschen haben gelegentlich Probleme, bei Uhren mit einer filigraneren Mechanik, diese zu stellen und kommen zu uns in den Laden. Das lohnt sich natürlich.“ Zwar sei das eigentliche Stellen der Uhr eine kostenlose Serviceleistung, doch sei dies auch eine willkommene Gelegenheit, bereits im Hinblick auf Weihnachten den Kunden andere Goldschätze des Hauses zu präsentieren: „Hauptsache, die Menschen kommen zu uns ins Geschäft“, sagt Gatzke, der die allgemeine Nörgelkultur rund um die Zeitumstellung nicht nachvollziehen kann: „Die Leute wollen vermutlich immer das, was sie nicht haben. Ist doch prima, wenn man an langen Sommerabenden eine Stunde früher Feierabend hat!“ findet die Frohnatur. „Und im Winter bin ich froh, wenn ich eine Stunde länger schlafen kann. Für mich ist das eine tolle Erfindung.“

60 Prozent der Deutschen wünschen sich ganzjährig Sommerzeit

Doch sieht das in seiner Zunft nicht jeder so: „Die Zeitumstellung ist doch überflüssig“, konstatiert Oliver Deneke trocken, der in Essen einen Online-Shop für Uhren betreibt. „Der Energiespar-Effekt dürfte eher gering sein. Außerdem stiftet es nur Verwirrung, weil die Zeitumstellung nicht auf der ganzen Welt praktiziert wird.“ Und überhaupt, er sei ein Sommerkind und bevorzuge somit eher die Sommerzeit.

Mit dieser Meinung ist Deneke nicht allein, so wünschen sich 60 Prozent der Deutschen die Sommerzeit als ganzjährige Zeit. Was das müßige Ritual des Uhrstellens betrifft, ist dieses mancherorts ohnehin bereits überflüssig: „Die Bahnhofsuhren werden in der Regel über Funk betrieben und stellen sich automatisch“, bemerkt Deneke. Auch Uhren an Handys und PCs passten sich automatisch der Sommer- oder Winterzeit an. Uhren an Elektroherden, Mikrowellen oder auch Autoradios müssten hingegen manuell gestellt werden.

Hat man dazu keine Lust, tut es vielleicht Hans Ascherfeld für einen. „Auch bei uns werden am Wochenende wieder viele Leute auf der Matte stehen“, sagt er lakonisch. Glück für ihn – ist Zeit für den Juwelier doch buchstäblich Geld.