Essen. . Namhafte Ausbildungsbetriebe haben zwar noch keine Not, genügend Bewerber zu finden. Doch auch sie müssen ihre Anforderungen nach unten schrauben. Aldi geht stärker in die Offensive und präsentiert sich erstmals auf der Ausbildungsmesse der Arbeitsagentur.

Es ist gerade einmal Mitte Oktober, doch in vielen Unternehmen ist die Suche nach geeigneten Azubis für das nächste Lehrjahr schon voll im Gange. Thorsten Zimpel; Bezirksleiter beim Essener Handelsriesen Aldi Nord macht sich zwar keine Sorgen, dass es zu wenig Bewerbungen sein werden, die dieses Jahr auf seinem Tisch landen. Aber werden es auch genügend gute Anwärter auf eine Lehrstelle sein? Diese Frage stellt sich selbst in bekannten Unternehmen wie Aldi immer häufiger. Etwa 2000 junge Menschen bewarben sich im vergangenen Lehrjahr in der Region Essen bei Deutschlands Discounter Nr. 1. Etwas über 30 begannen schließlich die Ausbildung in einer der Filialen. Wie viele es im nächsten Jahr sein werden, kann Zimpel noch nicht sagen. „Wenn es genügend gute Bewerber gibt, würden wir auch 100 einstellen“.

„Wir haben kein quantitatives Problem, eher ein qualitatives“, bekräftigt Personalleiter Jörn Mühlenbrock. Zusammen mit weiteren 29 Unternehmen präsentierte sich Aldi Nord gestern auf der Ausbildungsmesse der Arbeitsagentur. Ein Novum. Doch Mühlenbrock spricht von einem Umdenken im Hause Aldi. „Wir müssen uns als Arbeitgeber bekannt machen, um die besten Azubis zu bekommen.“ Die Konkurrenz schläft schließlich nicht und auch die Anforderungen im Einzelhandel würden stetig steigen.

Sparkasse den Deutsch-Kenntnissen häufiger ein Auge zu

Ob mit Aushängen in den Filialen oder über Stellenanzeigen auf der eigenen Internetseite - bislang habe man bei Aldi auf diesem Wege immer genügend Azubis gefunden. Doch das Handelsunternehmen setzt immer stärker darauf, Führungskräfte heranzuziehen, die das Geschäft bei Aldi von der Pike auf gelernt haben. Die Hürden, die Aldi für eine Ausbildung aufstellt, klingen im ersten Moment noch nicht einmal hoch: „Bewerber sollten mindestens einen Hauptschulabschluss haben, wobei unser Fokus auf den Hauptfächern Mathe und Deutsch liegt. Hier sollte schon mindestens die Note befriedigend stehen. Doch da hapert es bei manchen schon“, meint Mühlenbrock.

Auch bei dieser Ausbildungsmesse klingt immer wieder durch, dass die Unternehmen mit der Eignung vieler Kandidaten hadern. Und selbst begehrte Ausbildungsbetriebe die Anforderungen nach unten schrauben müssen.

Christine Knittel, Ausbilderin bei der Sparkasse Essen, hat eigentlich eine komfortable Auswahl für die 50 zu besetzenden Ausbildungsstellen. 1200 bis 1500 Bewerbungen bekommt das Geldinstitut jedes Jahr. „Früher haben wir vor allem auf die Deutsch-Note geschaut“, erzählt sie. Das klingt zunächst überraschend, hätte man bei einer Banklehre eher auf Mathe getippt. „Unsere Mitarbeiter müssen mit Kunden vielfach schriftlich kommunizieren“, sagt sie. Doch die Sparkasse drückt bei der Deutsch-Note mittlerweile häufiger ein Auge zu, „sonst würden wir nicht genügend Azubis finden.“