Essen. Laut einer Umfrage klagen 40 Prozent von 237 befragten Unternehmen aus dem Ruhrgebiet darüber, dass Jugendliche, die sich bei ihnen für einen Ausbildungsplatz bewerben, nicht ihren Ansprüchen genügen. Der Essener Unternehmerverband sieht die Schuld für diese Entwicklung auch bei der Politik.
Jugendliche, die in Essen eine Ausbildung suchen, seien oft nicht ausreichend qualifiziert. Das geht aus einer aktuellen Umfrage der „Arbeitgeber Ruhr“ hervor, zu denen auch der „Essener Unternehmensverband“ (EUV) gehört. Rund 40 Prozent der 237 beteiligten Unternehmen beklagten, dass viele Bewerber den Ansprüchen nicht genügen würden. Damit ist es das mit Abstand größte Ausbildungshemmnis. Mit weitem Abstand folgen mit rund 15 Prozent, dass manche Unternehmen Azubis nicht übernehmen können oder im Moment keinen Bedarf haben.
Tatsächlich können die meisten Unternehmen aber noch alle Stellen besetzen. Zu Beginn des aktuellen Ausbildungsjahres waren nur bei 19 Prozent der Unternehmen noch Stellen frei. Besonders gesucht sind hier noch Auszubildende für den technischen Bereich.
Ulrich Kanders, Hauptgeschäftsführer des EUV, sieht die Schuld für diese Entwicklung aber nicht nur bei den Unternehmen, sondern auch bei der Politik. Diese mache ihre „Hausaufgaben“ in den Schulen nicht. „Personalverantwortliche berichten uns zunehmend, dass sie bei Bewerbern grundlegende Fertigkeiten vermissen“, erklärt er. Das sei mit ein Hauptgrund, warum einige Plätze frei bleiben. Insgesamt 683 waren es zu Beginn des aktuellen Lehrjahres laut Arbeitsagentur noch.
Fachkräftemangel bereits spürbar
Dem standen 599 Jugendliche gegenüber, die noch keine Ausbildungsstelle gefunden hatten. Um mehr qualifizierte Bewerber für eine Ausbildung zu gewinnen, setzen viele Unternehmen zunehmend auf eine Zusammenarbeit mit Schulen. Rund 50 Prozent haben bereits Kooperationsprojekte gestartet oder planen, das in absehbarer Zeit zu tun. Auch eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf soll mehr junge Menschen für eine Ausbildung begeistern, etwa 16 Prozent der befragten Unternehmen planen dies.
Zusätzlich zu Problemen mit den Azubis kommt auch der vielfach befürchtete Fachkräftemangel zunehmend bei den Betrieben an. Etwa 18 Prozent können Stellen nur mit Zeitverzug besetzen, neun Prozent schaffen es gar nicht mehr. Ähnlich wie bei den Auszubildenden liegen die Probleme hier vor allem im technischen Bereich, vor allem gesucht werden Ingenieure und Elektroniker. Die Arbeitgeber Ruhr sehen zwar noch keinen flächendeckenden Mangel, es sei aber dennoch bemerkenswert, dass bereits mehr als ein Viertel der Betriebe mit Problemen zu kämpfen habe.