Essen. Hannah Gerling und Emma Cpitain vom Maria-Wächtler-Gymnasium gewannen den Sonderpreis “Zeus auf Schalke“ für ihr Interview mit Markus Rehm. Der Sportler verlor sein rechtes Bein, aber nicht den Glauben an sich selbst.
Markus Rehm war schon als Teenager begeisterter Athlet. Doch mit 14 Jahren wurde er beim Wakeboarden von einem Boot überfahren, verletzte sich schwer am rechten Bein. Ihm musste der Unterschenkel amputiert werden. Doch bereits nach einem Jahr begann er wieder mit dem Sport. Heute ist der 25-Jährige ein mit siebenfachem Gold ausgezeichneter Leichtathlet: Bei den Paralympischen Spielen in London gewann er Bronze mit der 4x100-Meter-Staffel. Doch seine Parade-Disziplin ist der Weitsprung. Dem Gold in London folgte 2013 der Weltrekord mit 7,95 Meter.
Hannah Gerling und Emma Cpitain, Klasse 8d, Maria-Wächtler-Gymnasium, gewannen den Sonderpreis "Zeus auf Schalke" für ihr Interview mit Markus Rehm. Der Sportler verlor sein rechtes Bein, aber nicht den Glauben an sich selbst. Ihr ausgezeichneter Beitrag:
Wie gehen Sie mit Ihrer Behinderung um?
Markus Rehm: Zugegeben, die Situation war für alle nicht ganz einfach und manche wussten nicht genau, ob und vor allem wie sie darüber sprechen sollten. Aber das hat sich relativ schnell gelegt und heute werden sogar kleine Späße darüber gemacht. Ich denke, dadurch ist der Umgang auch deutlich lockerer geworden, denn es ist ja kein Tabuthema.
Sie springen so weit wie Sportler mit beiden Beinen. Messen Sie sich auch mit denen?
Rehm: Anfang des Jahres konnte ich mich bei den Kreis- und Westdeutschen Meisterschaften mit nichtgehandicapten Athleten messen und die Wettbewerbe sogar für mich entscheiden. Allerdings wusste man nicht so genau, wie man damit umgehen soll, denn der Leichtathletik-Verband befürchtete einen Vorteil. Doch hinter den guten Leistungen gehandicapter Athleten steht nicht nur die verwendete Prothese.
Ist die Prothese für Sie ein Teil Ihres Körpers geworden?
Rehm: Absolut, und ich bin überzeugt davon, dass dies die Basis für einen guten Umgang mit der Prothese ist. Ich kann mich auf sie komplett verlassen, weiß aber auch die Probleme und Schwierigkeiten einzuschätzen. Deshalb ist es wichtig, sich mit seiner Prothese auseinanderzusetzen. Das ist wohl auch einer der Schlüssel zum sportlichen Erfolg.
Ist es erlaubt, beim Weitsprung mit der Prothese abzuspringen?
Rehm: Jeder kann sich aussuchen, von welchem Bein er abspringt, aber es sprechen einige Abläufe vor und während des Absprungs dafür, mit der Prothese abzuspringen. In meinem Fall liegt es einfach daran, dass mein rechtes Bein mein Sprungbein ist.
Was ist das für ein Gefühl, mit zwei verschiedenen Beinen zu laufen?
Rehm: Das Gefühl ist anders als mit zwei normalen Beinen, aber man gewöhnt sich schnell daran, die Beine etwas unterschiedlich anzusteuern.
Sie bauen Ihre Prothesen selbst. Warum sind Sie Orthopädietechniker geworden?
Rehm: Ich habe die Prothesen oft an ihre Grenzen gebracht und somit ging mein künstliches Bein oft zu Bruch. Mein großer Vorteil: Ich bekomme einfach ein neues angeschraubt. Das war auch der Grund, warum ich regelmäßig in der Werkstatt meines Technikers war und dort kam dann auch die Idee. Nach einem Ferienjob war die Entscheidung für mich klar – das möchte ich machen!
Haben Sie dadurch einen Vorteil gegenüber Ihren Konkurrenten?
Rehm: Naja, das wird mir oft vorgeworfen und wenn viele glauben, ich wäre der beste Techniker, ist das natürlich ein schönes Kompliment. Aber ehrlich gesagt, gibt es sehr gute und kompetente Kollegen, die das handwerklich sicher auch hinbekommen. Der große Vorteil ist der, dass ich meine Änderungswünsche keinem erklären muss, sondern sie so umsetzen kann, wie ich das möchte.
Bauen Sie auch Prothesen für Konkurrenten?
Rehm: Ich habe einmal einem Konkurrenten aus der Schweiz geholfen. Grundsätzlich aber versuche ich, das zu vermeiden, denn die Technik kann versagen und ich möchte mir ungern vorwerfen, ich hätte jemanden wegen eines Defekts um seinen Erfolg gebracht. Aber ich verrate gerne Tipps und Tricks, auf welche Art und Weise ich Probleme gelöst habe. Somit kann und muss ich mir nicht vorwerfen, nur durch meine gute Technik gesiegt zu haben.