Essen.. Um sich vor Einbrüchen zu schützen, schließen sich Hausbesitzer vermehrt zusammen und engagieren Sicherheitsdienste. In Kettwig schwören Nachbarn seit 1999 auf die Präsenz der privaten Streife. Auch in zwei weiteren Essener Wohngebieten patroullieren sie.
Erst versuchten sie es über ein Kellerfenster, dann über den Eingang im Garten und letztlich gelangten sie über ein kleines Badezimmerfenster ins Haus. „Das müssen sie aufgehebelt und dann einen dünnen Komplizen hinein gehievt haben“, vermutet Max Voormann.
Wie der Einbruch in sein Haus damals ablief, kann der 79-Jährige nur mutmaßen: Denn seine Frau und er schliefen damals fest, nur wenige Meter entfernt vom kriminellen Geschehen. „Der Komplize muss dann aus meiner abgelegten Hose den Schlüssel genommen und die Tür für die anderen geöffnet haben“, meint Voormann. Die Täter wurden nie geschnappt, die gestohlenen Sachen waren für immer weg.
40 bis 50 Einbrüche pro Jahr
Für den Kettwiger war es nicht der erste Diebeszug auf seinem Grundstück. Auch in der Nachbarschaft im Schmachtenbergsviertel häuften sich damals die Delikte: „Jede Woche gab es beinahe einen Einbruch, fast 40 bis 50 waren es pro Jahr“, erinnert er sich. Am Ende des Jahres 1999 hatte der Kettwiger die Nase voll: „Wir mussten etwas tun.“ Voormann trommelte die Hauseigentümer des Viertels zusammen, holte sich Angebote von Sicherheitsdiensten ein und entwarf ein Konzept, wie man die Kontrolle in der Nachbarschaft stärken könne. Daraus entstand die Interessengemeinschaft „Sicheres Kettwig“, deren Mitglieder letztlich die Essener Firma Condor für den Streifendienst vor Ort engagierten.
Feste Einsatzzeiten hat sie nicht, ihre Präsenz variiert. „Selbst die Kunden wissen nicht, wann Frau Welslau vor Ort ist“, erklärt Condor-Sicherheitsberater Udo Brockhagen. Damit den Kunden die erbrachte Leistung auch bewiesen werden kann, geht sie bei jeder Runde an elektronischen „Stechstellen“ vorbei. Kleine, schwarze Sender, die sie mit einem Funkgerät berührt, so dass Tag und Uhrzeit der Patrouille an den Rechner in der Firmenzentrale übermittelt werden.
Überprüfung des Gebietes auf mögliche Unregelmäßigkeiten
Längst ist das Schmachtenbergviertel nicht mehr die Ausnahme, in zwei weiteren Essener Wohngebieten gehen Condor-Mitarbeiter auf Streife (siehe Infokasten). „Aktuell habe ich Anfragen aus Burgaltendorf und Heisingen, wo sich Eigentümer zusammenschließen wollen“, berichtet Udo Brockhagen. Auch der Essener Sicherheitsriese Kötter bietet den Service an. „Im Fokus stehen bei uns zwei Ziele: Prävention, also die Abschreckung potenzieller Täter, durch regelmäßige Kontrollen sowie die Überprüfung des Gebietes auf mögliche Unregelmäßigkeiten, um gegebenenfalls die Polizei zu benachrichtigen“, resümiert Kötter-Sprecher Carsten Gronwald.
100-prozentige Sicherheit gibt es dennoch nicht
Der Polizei macht er in der Debatte um den Einsatz privater Sicherheitsdienste keine Vorwürfe: „Sie tut, was sie kann, aber sie kann nicht ständig präsent sein.“
Auch Condor-Gesellschafter Cornelius Toussaint beschwichtigt: „Wir sehen uns nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zur Polizei.“ Jeder Bürger müsse sein Eigentum auch selbst sichern, meint Voormann. Das richtige Rezept, um es den Einbrechern schwer zu machen, sei seiner Meinung nach ein guter Mix aus der präventiven Streife, regelmäßiger Kommunikation mit den Nachbarn und ein Hund im eigenen Hause, der notfalls Alarm schlägt.
Am Ende aber gilt: „Die 100-prozentige Sicherheit gibt es dennoch nicht.“