Essen. Zum allerersten Mal ließen die K.s aus Essen ihre Töchter allein zu Hause zurück und flogen nach Mallorca. Die 17 und 19 Jahre alten Mädchen freuten sich über die sturmfreie Bude und planten eine Party. Doch der erste Gast war ein ungebetener - ein Einbrecher.

Es dürfte wohl der kürzeste Urlaub sein, den Bärbel K. je gemacht hat: Am Samstag flogen sie und ihr Mann nach Mallorca – am Montag kehrten sie zurück. Zwölf Tage hatten es sein sollen, auf die sich die daheimgebliebenen Töchter (17 und 19) genauso gefreut hatten wie die Eltern. „Wir sind zum ersten Mal allein verreist, und die beiden hatten schon eine Party geplant.“ Doch der erste Gast im Haus der Familie war ein ungebetener.

Am Samstag nach der Abreise der Eltern waren beide Mädchen ausgegangen, Josefin, die Ältere, kehrte gegen halb zwei nachts nach Bergerhausen zurück. „Als ich sah, dass da keine Schuhe von Leonora stehen, dachte ich, dass sie bei ihrem Freund übernachtet.“ Der Gedanke, allein zu sein, machte ihr Unbehagen: Wie im Reflex habe sie die Haustür verschlossen, und die Tür, die zum Keller führt: „Das hatte ich noch nie gemacht“.

Tochter schloss sich im Zimmer ein und rief die Polizei

Sie ging hoch in ihr Zimmer, schloss sich auch dort ein – „und da sah ich, dass die Schubladen offen sind, und der Schrank, dass Sachen verstreut ‘rumlagen und jemand eine Kerze auf dem Bett drapiert hatte“. Jetzt fürchtete Josefin, nicht allein zu Hause zu sein. Um keinen Preis hätte sie ihr Zimmer verlassen; vielleicht geisterten die Einbrecher noch durchs Haus. Josefin rief die Polizei und versuchte vergeblich, ihre Schwester und deren Freund zu erreichen. „Dann hab’ ich meine beste Freundin angerufen, die versprach, mit ihrer Mutter aus Haarzopf zu kommen.“

Die Polizei traf nach wenigen Minuten ein, bis dahin telefonierte Josefin mit ihrer Freundin, ging mit dem Handy am Ohr zur Tür, als es klingelte. „Ich hatte ein so mulmiges Gefühl!“ Mit den beiden Beamten und den Kollegen von der Spurensicherung traute sie sich dann durchs Haus, vom Keller bis zum Dachboden. Überall waren Schubfächer aufgezogen, Schränke geöffnet, „aber zum Glück war nichts völlig verwüstet oder zerstört“, sagt Bärbel K. Ihre Tochter tröstete das an dem Abend wenig – unvorstellbar, hier zu bleiben: Ihre Freundin nahm sie mit nach Haarzopf. „Auch die Polizisten sagten, es sei besser, anderswo zu übernachten.“

Trotz des Schocks wollten die Schwestern auf keinen Fall, dass die Eltern aus Mallorca zurückkommen. Freunde würden mit ihnen im Haus übernachten, es würde schon gehen. Aber es ging nicht. „Ich sah Schatten im Garten, ich fühlte mich beobachtet, ich wollte weg“, sagt Josefin. Die Mädchen quartierten sich bei Freund und Freundin ein. Am nächsten Morgen buchten die Eltern einen Rückflug, flogen noch am selben Tag.

Es fehlten auch getragene Turnschuhe und Tortenstücke aus der Tiefkühltruhe

„Wir hätten den Urlaub eh nicht mehr genießen können, und wir dachten, dass unsere Anwesenheit hier ein wenig Normalität schafft“, sagt Bärbel K. Normal war zu Hause nämlich nichts: Da fehlten Bargeld, Schmuck, Laptop, Markenklamotten, aber auch getragene Turnschuhe und Tortenstücke aus der Tiefkühltruhe. Die steht im Keller, durch den die Einbrecher nach Erkenntnissen der Polizei ins Haus gekommen waren, nachdem sie es schon vergeblich an der Haus- und der Terrassentür versucht hatten.

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Das ist jetzt bald zwei Wochen her, und nach viel Rennerei kommt die Familie langsam zur Ruhe. Der Schaden beträgt einige tausend Euro, und Bärbel K. hofft verzweifelt, dass die wertvolle Brosche wieder auftaucht, die ihre Tante ihr geschenkt hatte. „Und eines Abends wurde mir bewusst, dass fremde Leute in all unseren Sachen gewühlt haben. Wir haben alles gewaschen – es war wie Kopfläuse.“

Für Josefin war es schlimmer. Bis zu jener Nacht sei sie unbekümmert gewesen, habe sich nie ängstlich auf der Straße umgesehen: „Jetzt mache ich das immer, wenn ich abends vom Auto zum Haus gehe.“ Sie würde nicht mehr allein zu Hause übernachten, hätte am liebsten einen Hund. „Die Einbrecher sind immer anwesend – sie haben unsere Sicherheit mitgenommen.“