Essen. . Auf dem Burgplatz in Essen findet zum zweiten Mal die interkulturelle Woche statt. Die Aktion soll den Dialog zwischen Religionen fördern. Das Kommunale Integrationszentrum Essen stellt „Interkulturellen Dialoge“ vor, mit denen die Radikalisierung von Jugendlichen verhindert werden soll.

Zum mittlerweile zweiten Mal findet auf dem Essener Burgplatz die interkulturelle Woche statt. Organisiert vom Initiativkreis Religionen, in dem christliche, jüdische und muslimische Glaubensgemeinschaften vertreten sind, soll die Woche Verständnis und Dialog zwischen den Religionen fördern. Wie im letzten Jahr bildet das „Arche-Noah“-Projekt den Kern der Veranstaltung. Verschiedene Gruppen, zum Beispiel Schulklassen und ein muslimischer Frauenkreis, haben Holzplanken gestaltet, die auf dem Burgplatz zu einem großen Ganzen zusammengesetzt werden.

Erstmals stellt das Kommunale Integrationszentrum (KI) Essen dort seine „Interkulturellen Dialoge“ vor, die seit 2007 an Essener Schulen stattfinden. „Schüler sollen hier lernen, Argumente auszutauschen und auch auszuhalten“, erklärt der Leiter des KI, Helmuth Schweitzer. Er hält die Dialoge für einen wichtigen Schritt, um die Radikalisierung von Jugendlichen zu verhindern.

Mit diesem Konzept passen die Dialoge gut in die interkulturelle Woche, nicht nur wegen des ähnlichen Namens. Willi Overbeck vom Initiativkreis Religionen stellt heraus, dass die Woche nur durch die enge Zusammenarbeit der Religionen zustande komme. Ziel sei es auch hier, einander besser kennenzulernen. „Wüssten sie zum Beispiel, ob Imame heiraten dürfen?“, fragt er. Kaum jemand könne diese Frage korrekt beantworten (sie dürfen übrigens heiraten). „Wenn alle lernen, einander zu verstehen“, sagt er, „dann können wir hier in Essen entspannter zusammenleben“.

Interreligiöse Dialoge in die Stadtteile bringen

So ließen sich vielleicht auch Eskalationen verhindern, wie sie zuletzt bei Demonstrationen rund um den Gaza-Krieg oder beim Auflauf der „Hooligans gegen Salafisten“ stattfanden. Overbeck ist davon überzeugt, dass man durch den dauerhaften Austausch zwischen den Religionen brenzlige Konflikte in Essen schnell entschärfen könne.

Flüchtlinge und Kulturen stehen im Mittelpunkt

Noch bis zum Samstag, 27. September, ist die interkulturelle Woche auf dem Burgplatz. Täglich präsentieren sich Verbände und Vereine den Besuchern.

Am heutigen Freitag ist der „Tag der Flüchtlinge“, am Samstag ist der „Tag der Kulturen“. Passend zum Thema wird das Bühnenprogramm gestaltet.

Doch es bleibt die Frage, ob man durch eine Veranstaltung wie die interkulturelle Woche wirklich diejenigen erreicht, die am ehesten durch Radikale gefährdet sind – oder diese sich erst gar nicht angesprochen fühlen. Willi Overbeck sieht das Problem auch. „Deswegen wollen wir die interreligiösen Dialoge im nächsten Jahr auch in die Stadtteile bringen“, erklärt er. Dadurch wolle man auch die Jugendlichen erreichen, die bisher noch nicht vom Initiativkreis angesprochen werden. Der erste dieser Art soll in Altenessen starten. Wie man allerdings letztendlich an radikale Jugendliche herankommen soll, das weiß er noch nicht. „Die Radikalen gehen gar nicht erst in die Moschee“, sagt er. Einen Versuch sei es aber auf jeden Fall wert.