Essen.. In Schönebeck entsteht im neuen Schuljahr eine Grundschule, die sowohl katholisch ausgerichtet als auch konfessionell neutral ist. Von 86 Grundschulen in Essen sind 22 sogenannte Konfessionsschulen. Ihnen weht landesweit rauher Gegenwind ins Gesicht.
Wie zeitgemäß ist eine evangelische oder katholische Grundschule? Sie gehören nicht den Kirchen, sind rein städtisch. Trotzdem nehmen sie zuvorderst Kinder einer bestimmten Konfession auf, und die Pädagogen müssen ebenfalls passen. In NRW brandet eine neue Diskussion über die Konfessions- oder so genannten Bekenntnisschulen auf. Rot-Grün plant eine Gesetzesänderung, nach der Eltern es leichter haben, eine sogenannte Bekenntnisschule umzuwandeln in eine Gemeinschaftsgrundschule, die religiös neutral ausgerichtet ist.
Während in Essen noch 22 von 86 Grundschulen Konfessionsschulen sind – zwei sind städtisch-evangelisch, 20 sind städtisch-katholisch –, ist am Mittwoch vom Rat ein völlig neuer Schul-Typ abgesegnet worden: In Schönebeck entsteht 2015 eine Grundschule, die sowohl konfessionell – nämlich katholisch – als auch Gemeinschaftsgrundschule ist. Eine Änderung im Schulrecht macht das neuerdings möglich.
Rote Schule wird an Eichendorffschule angedockt
An der Heißener Straße 49 in Schönebeck steht die „Rote Schule“, ein Backsteingebäude, Gemeinschaftsgrundschule. Sie geriet zu klein, um allein zu bestehen. Also wurde sie 2008 fusioniert mit der Grundschule Bedingrade an der Bergheimer Straße, die etwa zwei Kilometer weit weg liegt -- auch eine Gemeinschaftsgrundschule. Dabei: Viel näher an der „Roten Schule“ liegt die katholische Eichendorffschule – Heißener Straße 74. Doch weil 2008 Verbindungen von Gemeinschafts- und Konfessionsschulen noch nicht möglich waren, wurde damals umständlich die „Verbundschule“ von Bedingrade und Schönebeck gegründet, über die Stadtteilgrenze hinweg.
Jetzt wird dieser Verbund gekappt, die kleine „Rote Schule“ wird an die Eichendorffschule angedockt – die „Rote Schule“ bleibt Gemeinschaftsschule, die Eichendorffschule bleibt katholisch. „Für den Stadtteil ist das die perfekte Lösung“, sagt Maritta Zuhorn, die Leiterin der Eichendorffschule. „Somit kommen alle Eltern zu ihrem Recht, ihr Kind auf eine Konfessions- oder Gemeinschaftsschule zu schicken.“
Konfessionelle Grundschulen haben oft einen guten Ruf
Für Manfred Reimer, den schulpolitischen Sprecher der SPD, kommt die neue Initiative des Landes, Konfessionsschulen einfacher als früher umzuwandeln, 15 Jahre zu spät: „Konfessionsschulen behindern eine weiträumige Schulentwicklungsplanung. Wer konfessionell nicht passt, muss häufig in andere Stadtteile abwandern.“
Dabei haben konfessionelle Grundschulen oft einen guten Ruf. Aus den Schulen heißt es, längst nehme man auch muslimische Kinder - wenn auch nur vereinzelt. Als einen besonderen Vorteil empfinden viele konfessionelle Schulen, dass der Religionsunterricht im Klassenverbund stattfindet.