Essen. Das Format galt als verbrannt, seit mit Harald Schmidt der Meister der Late Night seinen Schreibtisch räumte. Das hält die „Schwatzfahrer“ nicht von einem Wiederbelebungsversuch im Theater Freudenhaus in Essen ab: Und die späte Nacht beginnt bei ihnen schon um 20 Uhr.

Harald Schmidt hat längst seinen Schreibtisch geräumt und Joko und Klaas haben mit ihren Duellen um die Welt mehr Erfolg als mit ihrem spätabendlichen Circus HalliGalli: Die einst so populären Late-Night-Shows fristen im Fernsehen nur noch ein Nischendasein. Aber vielleicht ist damit die Zeit gekommen, dem Genre auf der Bühne neues Leben einzuhauchen – denken jedenfalls Sabine Bode und Jörg Degenkolb-Değerli: Ihre Late-Night-Live-Show Schwatzfahrer feiert am Donnerstag, 25. September, Essener Premiere im Theater Freudenhaus.

„Die Schwatzfahrer sind kein einfaches Comedy-Programm“, erläutert Degenkolb-Değerli, der sich aufgrund seines Doppelnamens der Einfachheit halber auch „Herr DoppelD“ nennt. „Jeder Abend ist anders: Es gibt jedes Mal neuen Stoff für feste Rubriken wie „Der Tor des Monats“ oder die tagesaktuelle Presseschau, andere humorvolle und hintersinnige Texte – und vor allem: jedes Mal einen neuen Gast.“ So kommt zur Essener Premiere des Formats die Radio- und Fernsehmoderatorin Sabine Heinrich, nicht etwa, um dem Duo gleich zum Premierenabend die Gastgeberrolle streitig zu machen: „Frau Heinrich ist unter die Autorinnen gegangen“, verrät Sabine Bode. So wird sie an diesem Abend aus ihrem Roman „Sehnsucht ist ein Notfall“ vorlesen.

Es wird vom Blatt gelesen

Apropos lesen: Diese Tätigkeit spielt bei den Schwatzfahrern keine geringe Rolle, denn dass das Duo an jedem Abend neue Texte präsentiert, hat zur Folge, dass sie diese nicht auswendig lernen: Es wird vom Blatt gelesen. „Manchem kommt das durchaus noch befremdlich vor“, räumt Degenkolb-Değerli ein, „aber nicht zuletzt durch Poetry-Slams ist diese Art des Bühnenvortrags ja längst nichts Ungewöhnliches mehr.“ Dennoch versprech en die beiden, nicht über die gesamte Zeit der Show am Blatt zu kleben: „Bei uns gibt es auch viel Platz für Improvisationen.“ Das gilt auch für das Gespräch mit den Gästen: „Es gibt keine richtige Vorbesprechung“, so Bode, „wir sind jedes Mal selbst überrascht, was da auf uns zukommt.“

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Jörg Degenkolb-Değerli und Sabine Bode sind inzwischen ein eingespieltes Team, mit ihrem Schwatzfahrer-Konzept bespielen sie seit über zwei Jahren die Altstadtschmiede in Recklinghausen und den Bochumer Bahnhof Langendreer. Gäste wie Piet Klocke, Hennes Bender, Tommy Finke und Carmela de Feo hatten die Bochumer Comedy-Autorin, die auch schon Gags für die Harald-Schmidt-Show verfasste, und der Wuppertaler Autor und Journalist bereits zu Gast.

Nach der Essener Premiere am 25. September begrüßen sie am 30. Oktober, den Comedian Jens Heinrich Claasen im Theater Freudenhaus. Am 27. November schaut der Schauspieler Björn Jung vorbei, und am 18. Dezember wird das Duo Diagonal einen Ausschnitt seines Könnens präsentieren. Alle bislang terminierten Schwatzfahrer-Abende sind donnerstags.