Essen. . Das Rheinische Amt für Denkmalpflege hat der Stadt Essen nahe gelegt, das Grugabad unter Denkmalschutz zu stellen. Das dazugehörige Gutachten erhält die Stadt in Kürze. Die Empfehlung, das Bad in die Denkmalliste einzutragen, kommt einer Aufforderung gleich. Das stößt nicht nur auf Begeisterung.
Die Party zum 50. Geburtstag des Grugabades hat die Stadt dieser Tage endgültig abgesagt. Ein verspätetes Geschenk gibt es trotzdem; hübsch verpackt hat es das Rheinische Amt für Denkmalpflege: Die beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) angesiedelte Behörde hat der Stadt nun offiziell nahe gelegt, das Grugabad unter Denkmalschutz zu stellen. Dies bestätigte Oliver Meyes, zuständiger Denkmalpfleger beim Rheinischen Amt gestern auf Anfrage der WAZ.
Das in seinem Hause verfasste Gutachten mit der ausführlichen Begründung werde der Untere Denkmalbehörde der Stadt in Kürze zugestellt. Was drinsteht? Soviel wollte Meyes bereits verraten: Das Grugabad sei ein frühes und besonders aufwendiges Beispiel für eine Entwicklung in der bundesweiten Bäderlandschaft, die Mitte der 1960er Jahre ihren Anfang nahm: Schwimmbäder sollten mehr sein als Sportstätten, sie sollten auch der Freizeitgestaltung dienen. Auch wenn von „Spaßbädern“ damals noch keine Rede war.
In einem jüngst veröffentlichten Fachartikel geht der LVR genauer auf den Denkmalwert des 1965 fertiggestellten Freibades ein. Die Autorin betont den „schwebenden Eindruck“ von Becken und Gebäuden und hebt hervor, dass Sportbecken, Nichtschwimmer- und Springerbecken bis heute – abgesehen von geringfügigen Reparaturen – über den Fliesenbelag aus den 1960er Jahren verfügten. Nicht zuletzt wurde im Grugabad eines der ersten Wellenbäder gebaut, betont Meyes. „Vom Typus her ist das Bad etwas Besonderes, auch im nationalen Vergleich.“
Die Empfehlung, das Bad in die Denkmalliste einzutragen, kommt einer Aufforderung an die Stadt gleich. Die erreicht das Ansinnen nicht überraschend. Bereits Anfang Mai hatte Meyes sich vor Ort persönlich ein Bild vom Grugabad gemacht. Bald darauf ließ das Rheinische Amt die Stadt wissen, dass es sich dafür aussprechen wolle, das Bad unter Schutz zu stellen. Sportdezernent Andreas Bomheuer sprach damals von einer vorläufigen Mitteilung. Schon diese traf nicht auf ungeteilte Begeisterung.
Sommer im Grugabad Essen
Während Petra Beckers, Leiterin der Unteren Denkmalpflege, das Anliegen des LVR unterstützt, meldete der Essener Sportbund (Espo) vorsichtig Bedenken an. Der Dachverband der Essener Sportvereine fürchtet, eine Sanierung des Grugabades könnte zu Lasten anderer Sportstätten gehen. Schon vor gut zwei Jahren hatte die Verwaltung den Sanierungsbedarf für das Grugabad auf rund 14 Millionen Euro beziffert. Woher das Geld kommen soll, bleibt fraglich.
Der Haushaltsentwurf für die beiden kommenden Jahre lässt laut OB Paß keinerlei Spielraum zu. Von Seiten der Politik wurde die Forderung nach „Denkmalschutz mit Augenmaß“ laut. Viel Spielraum für stadtplanerische Gedankenspiele ließe eine Unterschutzstellung des Grugabades jedenfalls nicht. Die weitläufigen Außenanlagen, betont Denkmalpfleger Meyes, „gehören ausdrücklich dazu“.