Essen. . Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) fürchtet in Essen ein „Überangebot“ an Gastro- und Gourmetmeilen wie „Essen verwöhnt“ oder „Rü - Genuss Pur“, das den Restaurants schade. Die Veranstalter verweisen dagegen auf die Werbewirkung - auch für die örtliche Gastronomie.
Gastromeilen liegen im Trend. Das kann jeder bestätigen, der sich das immer noch wachsende Angebot allein in Essen anschaut: Gourmetmeile Metropole Ruhr, Essen verwöhnt, Rü - Genuss Pur, Kettwiger Seerosenfest, Steele a la Carte - um nur die größten zu nennen. Die schiere Masse macht manchem Gastronomen aber mittlerweile Sorgen. Christiane Behnke von der Kreisgruppe Essen des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) sieht Gefahren für das Alltagsgeschäft vieler Restaurantbetreiber: „Als der Trend begann fanden das alle toll. Doch inzwischen gibt es einfach zu viel Angebote. Die Leute können ihr Geld ja nicht zweimal ausgeben.“ Behnke betreibt das Krayer Gasthaus „Budike“. Früher habe sie selbst an Gourmetmeilen teilgenommen. Durch das Überangebot drohe die Idee aber langsam überstrapaziert zu werden, meint sie.
Die Organisatoren der Meilen sehen das naturgemäß weniger kritisch. Werner Rzepucha, Veranstalter von „Rü - Genuss Pur“ und Betreiber des „Gebrandenhof“ in Rüttenscheid, hat selbst allerdings auch schon erlebt, dass in seinem Restaurant Gäste ausbleiben, wenn in ihrem Viertel Gourmetmeilen oder andere Großveranstaltungen mit Speisenangebot anstehen. Dann würden sie eher nicht in anderen Stadtteilen essen gehen.
In Rüttenscheid selbst habe es durch die Meile aber keine Umsatzeinbußen gegeben - auch nicht bei Gastronomen, die nicht dabei waren. „Egal mit wem ich gesprochen habe, die hatten alle gut zu tun an den Tagen“, sagt Rzepucha. Rolf Krane, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Rüttenscheid, hebt den immensen Werbeeffekt solcher Veranstaltungen hervor: „Wir machen bewusst nur überregional Werbung, um neue Kunden nach Rüttenscheid zu locken“.
Rainer Bierwirth, Organisator der morgen startenden Gourmetmeile „Metropole Ruhr“ auf Zollverein, sieht es ähnlich. „Wenn neue Gastronomen nach Essen kommen, dann können sie durch eine Beteiligung an der Meile Kunden erreichen“. Natürlich finde eine gute Idee immer Nachahmer, dadurch gebe es mittlerweile viele Events dieser Art, und nicht alle seien auf dem selben Niveau. Klar scheint zu sein: Gastromeilen sind für die, die dabei sind, oft ein gutes Geschäft. Rzepucha schätzt, dass „Rü - Genuss pur“ beim Gesamtumsatz erstmals die Millionen-Grenze überschritten hat.
Rolf Krane verweist auf die Abstimmung mit den Füßen. Die Meilen erfreuten sich nun mal großer Beliebtheit, und die Wirte seien gut beraten, diesen Trend einfach für sich zu nutzen. „Am Ende entscheidet der Kunde, wo er isst.“