Essen/Mülheim. . Helikopter-Rundflüge zum „kleinen Preis“ stießen am Sonntag auf dem Flughafen Essen/Mülheim auf reges Interesse. Einmal zum Baldeneysee und zurück kostete 29 Euro. Sehr zum Ärger der Schutzgemeinschaft gegen Fluglärm - die wertet das Event als Provokation.

Diesen Takt schafft nicht einmal der Öffentliche Nahverkehr: Gefühlt alle sieben Minuten hebt auf dem Flugfeld ein Hubschrauber ab, während am Horizont schon der nächste zur Landung einschwebt. Akustisch erinnert die Szenerie an einen Hilfseinsatz der Vereinten Nationen. Doch dies ist kein Kriseneinsatz, es ist „Heli-Day“ am Flughafen Essen-Mülheim.

Ungeachtet der politischen Turbulenzen um Fluglärm und Anwohnerschutz hat das am Flughafen ansässige Unternehmen „aveo air service“ dazu eingeladen, einmal selbst in die Höhe zu steigen. „Wir wollen den Leuten für einen kleinen Preis das Hubschrauberfliegen näher bringen“, sagt Roland Schneiders, Eventmanager des Veranstalters. Einmal zum Baldeneysee und zurück für 29 Euro - dieses Angebot wird dankbar angenommen. Ein - wenn auch etwas längerer Rundflug kostet sonst gut das Dreifache.

Durch Ratsbeschluss nicht gedeckt

Auch Ingo und Julia Röder mit Sohnemann John (2) aus Heidhausen warten in der Menge auf einen Startplatz. Die jungen Eltern wollen ihrem Kleinen Essen einmal von oben zeigen. Die aktuelle Diskussion um den Fluglärm verfolgen die Röders mit einigem Unverständnis. „Ich komme aus Ratingen und kenne Fluglärm“, sagt Julia Röder. „Mich stört das nicht.“

Waldemar Nowak sieht das weniger entspannt. Für den Sprecher der Schutzgemeinschaft Fluglärm Essen-Mülheim ist der „Heli-Day“ nichts anderes als eine Provokation. Vor dem Hintergrund der politischen Beschlusslage sei es nicht nachvollziehbar, dass die Geschäftsführung des Flughafens ein solches Event genehmigt habe, ereifert sich Nowak, der auch Mitglied des Aufsichtsrates ist. Der hat zwar mehrheitlich empfohlen, gewerbliche Hubschrauberflüge komplett einzustellen, in der Gesellschafterversammlung kam es aber nicht zu einer entsprechenden Entscheidung, weil zwei Vertreter der Stadt Essen eine solche nicht durch einen Ratsbeschluss gedeckt sahen. In der Aprilsitzung bekräftigte der Rat auf Antrag der SPD zwar sein Votum zur schnellstmöglichen Schließung des Flughafens. Der Passus, ausdrücklich für eine Einstellung des Hubschrauberverkehrs zu sorgen, wurde allerdings auf Mehrheitsbeschluss hin gestrichen. Der Versuch der Schutzgemeinschaft, den „Heli-Day“ über ihren Anwalt durch die Bezirksregierung verbieten zu lassen, lief ins Leere.

Bei „aveo air service“ sehen sie all dies nach den Worten von Eventmanager Roland Schneiders gelassen. Vor zwei Jahren ist das Unternehmen vom Flughafen Schwarze Heide in Dinslaken nach Essen-Mülheim umgezogen, der „interessanten Lage mitten im Ballungsraum“ wegen, wie Schneiders ausführt. Das Rundflug-Geschäft floriere. Sieben Hubschrauber hat das Unternehmen im Einsatz, zehn Mitarbeiter stehen in Lohn und Brot. Sollte es zur eine Einstellung der Helikopter-Flüge kommen, „käme dies einem Berufsverbot gleich“, schimpft Schneiders. Danach sieht es bislang nicht aus. Es sei denn, das Verwaltungsgericht folgt der Klage der Schutzgemeinschaft Fluglärm. Einen Verhandlungstermin erwartet Waldemar Nowak Ende des Jahres. Und so lange wird geflogen...