Essen. Altenessener Parkschüler gehören zur Kinderjury der diesjährigen Ruhrtriennale. Jugendliche werden wie VIPs behandelt und prämieren die coolste Show und die beste Pose

Justin Bieber wird nicht kommen. Das ist an diesem Morgen die schlechte Nachricht. Die gute Botschaft ist: Bei der Ruhrtriennale, die an diesem Wochenende startet, sind die Jugendlichen die wahren VIPs. Bei den Vorstellungen werden sie wie Superstars am Roten Teppich vorgefahren und dann mit Applaus und einem Tusch eingespielt: „Meine Damen und Herren, begrüßen Sie die Kinderjury!“

Das unmittelbare Erlebnis zählt

Von alledem haben die Schüler der Altenessener Parkschule an diesem Vormittag noch keine Vorstellung. Die städtische Förderschule ist eine von drei Schulen , die in diesem Jahr beim „Children’s Choice Award“ der Ruhrtriennale beteiligt sind. Viele Schüler waren bislang noch nie in einem Theater, von der Ruhrtriennale haben nur wenige gehört. In den nächsten Wochen werden sie Neue Musik hören, Videokunst sehen und Performances erleben. Und vielleicht werden sie sich auch gegenseitig ein bisschen anders kennenlernen, glaubt Lehrerin Ina Tewesmeier.

„No Education“, keine Erziehung, heißt das Motto der Jugendarbeit bei der Ruhrtriennale und es soll ganz bewusst keine Rekrutierungsstelle für den Theater-Abonnenten von Morgen sein, keine Vor-Schule für den verfeinerten Geschmack. Auf die Youngster-Juroren warten auch keine Einleitungsvorträge und Stück-Erklärungen, es gibt keine Erwartungen an irgendwelche Vorkenntnisse. Das unmittelbare Erlebnis zählt, das anschließende Gespräch mit den Künstlern und die Fragebögen, die nach jeder Vorstellung ausgefüllt werden. „Hat die Vorstellung deinen Kopf zum Arbeiten gebracht?“ heißt es da. Antworten von „Ja, sehr“ oder „Ein wenig“ bis „Die Show war so dumm, dass ich mich wie ein Genie gefühlt habe“ stehen zur Auswahl. Außerdem vergeben die Youngster ihre eigenen Festival-Awards mit in der Geschichte der Preisverleihungen relativ seltenen Kategorien, beispielsweise für „die coolste Show, die „Person mit dem meisten Glitzer“ oder „das Stück, das mich am meisten genervt hat“.

Spielerischer Ausflug in die Kultur

„Fallen euch noch mehr Kategorien ein?“, fragt Jana Eiting an diesem Morgen. Sie hat eine blaue Zunge vom ausgeteilten Zauberkaugummi und viel Bastelzeugs dabei. Der Ausflug in die Hochkultur wird spielerisch vorbereitet. Genau so hat es sich Darren O’Donnell vorgestellt, der „The Children’s Choice Awards“ zusammen mit seiner kalifornischen Performance-Gruppe „Mamalian Diving Reflex“ schon auf vielen Festivals der Welt initiiert hat. „Soziale Kunst“ sei das, erklärt Jana Eiting, auch wenn sich darunter im Klassenzimmer keiner so richtig was vorstellen kann. Für Lehrerin Niki Blass-Magass ist es vor allem ist es ein tolles Verwandlungsmittel. „Da passiert so viel in puncto sozialem Miteinander, da bräuchte ich sonst zwei Jahre, was die Persönlichkeitsentwicklung angeht.“ Ab Samstag kann man den Schülern beim Verwandeln zugucken. Natürlich in der ersten Reihe.