Essen.

Aus Kasachstan nach Essen: Der Bassbariton Baurzhan Anderzhanov gehört seit einem Jahr zum Aalto-Ensemble. Derzeit singt er Rossini in Wildbad.

Keine Angst vor fremden Sprachen: „Baurzhan“ spricht man mit einem weichen „sch“ in der Mitte. Baurzhan Anderzhanov ist vor einem Jahr nach Deutschland gekommen. Allein in ein fremdes Land, ohne ein Wort Deutsch. Inzwischen, so sagt er im Interview auf Italienisch, versteht er die Sprache recht gut.

Nur mit dem Sprechen tut sich der junge Mann aus Kasachstan noch schwer. Anders als mit dem Singen. Das beherrscht der Bassbariton so gut, dass ihn nicht nur das Ensemble des Aalto-Theaters mit offenen Armen empfing. Sondern er auch zu „Rossini in Wildbad“ eingeladen wurde. Dort, in einem malerischen Tal im nördlichen Schwarzwald, pflegt ein kleines Festival die Erinnerung an den prominenten Kurgast von 1856. Gräbt Opern aus, die in Deutschland kaum jemand kennt. Funkelnde Edelsteine voll Esprit und Melodienglanz. „Adelaide di Borgogna“ zum Beispiel. Da geht es um Adelheid, die Frau von König Otto I.

„Ich genieße die prickelnde Frische"

Baurzhan Anderzhanov singt mit, als Bösewicht Berengario. Nach der Vorstellung wirkt er gar nicht wie ein Opernfiesling. Sondern heiter, unbeschwert, vielleicht so, wie Mozarts „Figaro“. Den hat er in der letzten Spielzeit am Aalto-Theater gesungen: „Mein Debüt in einer Mozart-Oper“, vermerkt er stolz. Das nächste kommt gleich im Herbst: Da singt Anderzhanov ab 11. Oktober den Alfonso in „Cosí fan tutte“.

Über die Ehre, in Wildbad Rossini singen zu dürfen, ist der aufgeschlossene junge Mann glücklich. Viele bekannte Opernsänger im Belcanto-Fach haben in Wildbad ihre Karriere begonnen. „ Rossini ist für mich wie Champagner“, lacht Baurzhan Anderzhanov. „Ich genieße die prickelnde Frische, die Schönheit jedes Satzes.“ Wildbad ist für ihn vor allem eine Chance, zu lernen. So wie in Essen auch: „Ich bin so dankbar, dass mich das Ensemble in Essen freundlich aufgenommen hat. Die Kollegen unterstützen uns junge Leute so bereitwillig. Wir sind ja alles andere als perfekt. Und müssen noch so viel lernen.“

Dass er dazu Gelegenheit an einem Theater bekommt, das in Europa einen guten Namen hat, erfüllt Baurzhan Anderzhanov mit Dankbarkeit. In der kommenden Spielzeit wird er gefordert: Er ist als Dorfrichter in der Janáček-Oper „Jenufa“ dabei, verkörpert drei Rollen in der in Essen neuen „Manon Lescaut“ von Puccini, singt in „Idomeneo“, im „Falstaff“ und in der „Schweigsamen Frau“ von Richard Strauss. Hoffentlich, so sagt er, bleibt da noch Zeit: zum Deutsch lernen!