Essen-Dellwig. . Roland Sollner (50) aus Essen-Dellwig ist arbeitslos und lebt von Hartz IV. Trotzdem hat er sein Sparschwein für die Kita „Frechdachse“ geschlachtet. Seine Spende: 9,94 Euro. Zum Dank schenkten ihm die Kinder selbstgemalte Bilder.

Es liest sich so läppisch, doch in Wirklichkeit steckt eine große Geste hinter einer Spende, über die sich jetzt die kleinen Dellwiger „Frechdachse“ freuen dürfen. Exakt 9,94 Euro purzelten aus einem Sparschwein, das Roland Sollner (50) für den Kindergarten am Dachsfeld geschlachtet hat. Zum Dank schenkten ihm die Dellwiger Kinder selbstgemalte Bilder.

Ende Juni lud der Kindergarten am Dachsfeld zu seinem sommerlichen „Zirkusfest“ ein. Träger ist der Verein für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten Ruhrgebiet, kurz VKJ, „Erst war so schönes Wetter“, erinnert sich Leiterin Gabriele Skobijn, „doch am frühen Nachmittag zog sich der Himmel zu, und dann hat es geschüttet!“

"Auch mal vor die eigene Tür gucken"

Doch die Wolken verzogen sich – bildlich – recht schnell über dem Sommerfest. Denn Roland Sollner meldete sich bei den „Frechdachsen“. Er hatte über einen Handzettel, den der VKJ im gesamten Stadtteil verteilt hatte, von dem Zirkusfest erfahren. „Ich habe mir gedacht, die brauchen doch auch jeden Pfennig“, sagt er zu seinen Beweggründen, mit dem prallvollen Plastiksparschwein im Kindergarten zu erscheinen. „Da werfe ich alle Cent, Zwei-Cent- und Fünf-Cent-Münzen hinein“, schildert er. Sechs Monate dauerte es, bis sein Sparschwein schlachtreif war.

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Eigentlich hätte Roland Sollner Grund, sich über sein eigenes Schicksal zu beklagen. Von Beruf Betriebsschlosser, ist der 50-jährige Vater eines Sohns seit zwei Jahren arbeitslos. Zuletzt hatte er noch in der Altenpflege gearbeitet, jetzt wechselt er zwischen Ein-Jahres-Verträgen und Hartz IV. Dazu kommen noch gesundheitliche Probleme. Trotzdem versucht er zu helfen. Mal in einem anderen Kindergarten, mal beim Aufräumen eines Spielplatzes. Und: „Überall herrscht Kinderfeindlichkeit. Die Kinder dürfen nicht auf der Straße Fußball spielen oder Lärm machen“, ärgert er sich. Außerdem: „Im Fernsehen rufen sie immer auf, hierfür oder dafür zu spenden. Dabei sollte man auch mal vor der eigenen Tür gucken.“

„Für andere nur ein Trinkgeld“

VKJ bietet zwölf Plätze im Freiwilligen Sozialen Jahr an

Ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) können junge Leute jetzt beim Verein für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten Ruhrgebiet (VKJ) ableisten. Außerdem kann der Verein sechs Stellen im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes (BFD) anbieten.

Die Bewerbungsphase ist gestartet. Wer sich auf Job oder Studium vorbereiten möchte oder im Alter eine neue Aufgabe sucht, kann sich für eine Stelle im Freiwilligendienst bewerben. Starttermin ist ab 1. August. Weitere Infos unter 8 46 35 77 oder per E-Mail an fbs@vkj.de.

Beim VKJ-Trägerverein an der Brunnenstraße freut man sich darüber, versichert Spendensammler Andreas Breyer. Schließlich betragen Zuwendungen und Mitgliedsbeiträge 20 Prozent des Gesamtbudgets. „Für andere Menschen sind 9,94 Euro vielleicht nicht mehr als ein Trinkgeld, aber jede Spende verdient ihre Wertschätzung“, ordnet der „Fundraiser“ das Geschenk ein. „Denn wenn jeder in seinem Maß spenden würde, hätten alle sozialen Organisationen weniger Probleme.“