Essen. . Paul Werner darf man „Mister Nationalmannschaft“ nennen. Wenn die deutsche Nationalmannschaft antrat, war der Essener im Stadion - 1954 in Bern, 1966 in Wembley, 1974 in München. . . Heute ist Paul Werner 88 Jahre alt. Aus seinem Tipp fürs WM-Finale am Sonntag spricht natürlich eines: Erfahrung.

Es regnet Bindfäden, den ganzen Tag schon. Paul Werner steht das Wasser in den Schuhen. Aber daran verschwendet der Essener keinen Gedanken. Da bringt Schäfer den Ball nach innen. . . „Ich stand auf der Gegengerade unterhalb des Turms, in der zweiten oder dritten Reihe und habe es genau gesehen“, erinnert sich der 88-Jährige an jenen Moment am 4. Juli 1954 im Berner Wankdorfstadion, der ein historischer werden sollte.

Radioreporter Herbert Zimmermann spricht jenen Satz ins Mikrofon, der sich ins kollektive Gedächtnis einer ganzen Nation einbrennen soll. „Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen. . .“ Tausende fiebern an den Rundfunkempfängern mit. „Er hat noch einen Gegner umspielt und sofort abgezogen“, beschreibt Werner das 3:2! Deutschland ist Fußballweltmeister.

Bei fünf WM-Endspielen mit deutscher Beteiligung dabei

Danach soll die deutsche Elf noch sechs Mal in einem WM-Finale stehen. Fünf Mal ist Paul Werner aus Essen-Huttrop, Beamter beim Versorgungsamt, dabei. Seine Frau spielt mit. „Nur zur WM 1962 nach Chile war mir der Weg zu weit.“

Geblieben sind nicht nur Erinnerungen. Vom Finale 54 in Bern hat Werner einen Wimpel mitgebracht und das Original-Programmheft mit der Aufstellung. „Puskás sollte erst nicht auflaufen.“ Den Namen des ungarischen Spielmachers hat er handschriftlich nachgetragen.

Eintrittskarten, Fotos, Wimpel - daheim füllen Souvenirs eine große Truhe. Der Anblick dürfte die Macher des Deutschen Fußballmuseums zu Tränen rühren. Bei der WM 1966 gibt ihm nicht nur Lew Jaschin, der weltbeste Torhüter aus der Sowjetunion ein Autogramm, sondern auch die komplette Mannschaft aus Nordkorea.

Wembley-Tor und Portemonnaie-Dieb

Im Finale sieht der Essener dann mit an, wie der Engländer Hurst den Ball in der Verlängerung vor die Unterkante der Latte donnert. Das Leder springt zurück. „Der Ball war nicht drin“, versichert Werner und korrigiert sich: „Ich habe ihn nicht drin gesehen.“

Das WM-Turnier ist ihm in lebhafter Erinnerung geblieben. Nicht nur wegen des legendären Wembley-Tores. Ein Langfinger stibitzt ihm Portemonnaie und Papiere. „Keine Angst, unsere Taschendiebe sind Gentlemen“, versichert ihm ein Polizist. Wenig später geht auf der Wache ein anonymer Anruf ein. Werner erfährt, in welcher Straße und in welcher Mülltonne er dort seine Börse findet. „Das Geld war weg, alles andere war noch da.“

„Der Allerbeste ist und bleibt für mich Pelé.“

Rahn, Seeler, Beckenbauer, Overath, Matthäus, Maradona - Paul Werner hat sie alle spielen sehen. „Der Allerbeste ist und bleibt für mich Pelé.“ Als Werner im Finale 1958 ein Tor des damals 17-jährigen Brasilianer bejubelt, hat das schmerzhafte Folgen. „Hinter mir stand eine Schwedin, die hat mir mit dem Regenschirm auf den Kopf geschlagen.“

Das Finale 1990 in Rom ist für Paul Werner das letzte Spiel, der Gesundheit zuliebe bleibt er fortan lieber daheim.

Sonntag heißt der Gegner wieder Argentinien. Der 88-Jährige wird das Endspiel am Fernsehschirm verfolgen wie viele Millionen Fußballfans in der ganzen Welt. Wer geht als Sieger vom Platz? „Wenn unsere Jungs Messi aus dem Spiel nehmen wie 1990 Maradona, gewinnen wir“, ist sich Mister Nationalmannschaft sicher. Sein Tipp: 3:1 für Deutschland.

Helmut-Rahn-Statue enthüllt

Foto: Knut Valensieck
Foto: Knut Valensieck © WAZ Fotopool
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