Essen. Während andere Revierstädte ihre Perlen präsentieren, werden in Essen am Wochenende vor allem Gebäude gezeigt, die in die Kategorie „Geheimtipp“ fallen. 15 Häuser können am Samstag und Sonntag zwischen Karnap und Kettwig besichtigt werden, 418 insgesamt in Nordrhein-Westfalen.

Was sie am Wochenende erwartet? So eine richtige Vorstellung hat Karin Poppinger noch nicht. „Wahrscheinlich kommen viele Menschen mit speziellen Fragen zur Architektur des Hauses“, mutmaßt die Direktorin des Hotels Franz in Huttrop. „Aber vielleicht wollen die Leute auch etwas zu unserem integrativen Konzept wissen.“

Am Samstag und Sonntag (28. und 29. Juni) präsentieren sich 418 Gebäude zwischen Bielefeld und Bonn beim NRW-weiten „Tag der Architektur“, der genau genommen ein Wochenende der Architektur ist. Essen ist mit 15 Häusern vertreten. „Architektur bewegt!“ lautet das Motto dieses Tages, der bereits zum 19. Mal stattfindet und eine feine Sache ist für alle, die in einem Gebäude mehr sehen als eine Ansammlung funktionaler Räume unter einem Dach.

Der Öffentlichkeit normalerweise verschlossen

„Wer sich für Architektur begeistert oder ein eigenes Bauvorhaben plant, wird vielfältige Anregungen erhalten“, sagt Ernst Uhing, Präsident der Architektenkammer NRW. Denn Besucher bekommen Einblicke in Räume, die der Öffentlichkeit normalerweise verschlossen bleiben – und können nebenbei fragen, wie eigentlich eine Wärmepumpe oder ein Passivhaus funktionieren.

In Essen führen die Planer durch Jugendstilhäuser und Penthouse-Wohnungen, durch Bürogebäude und Betriebe. Es sind nicht die großen Bauwerke, die in dieser Stadt im Mittelpunkt stehen: Während Duisburg das neue Landesarchiv zeigt und Gelsenkirchen das restaurierte Hans-Sachs-Haus, stehen in Essen eher Geheimtipps auf dem Programm. So wie das Hotel Franz, eine Tochter des Franz-Sales-Hauses, das zwei Jahre nach der Eröffnung zum ersten Mal dabei ist.

Auf die Bedürfnisse körperbehinderter Gäste eingestellt

Das Besondere: Die Herberge an der Steeler Straße ist nicht nur ein Tagungshotel, sondern komplett auf die Bedürfnisse körperbehinderter Gäste eingestellt. „Etwa fünf Prozent kommen nur wegen der Barrierefreiheit zu uns. Dieses Merkmal spricht sich langsam rum“, so Karin Poppinger, die Direktorin. Das besondere Anforderungsprofil spiegelt sich auch in der Architektur wider: Sämtliche Türen im Haus sind extra breit, spezielle Räume für Rollstuhlfahrer verfügen über Notrufknöpfe, Haltegriffe im Bad und einen Hebe-lift am Bett. Und in den Zimmern für Hörgeschädigte gibt es, um nur ein Beispiel zu nennen, statt einer Türklingel ein Blitzlicht, das dem Gast auf Knopfdruck signalisiert: Besuch! Viele der 47 Mitarbeiter haben selbst eine Behinderung.

Wer mehr über das integrative Hotel Franz und die anderen Essener Teilnehmer erfahren möchte, sollte sich am Samstag und Sonntag durch die Gebäude führen lassen.

Alle Objekte können auch über eine Internet-Datenbank abgerufen werden.