Essen. Drei Tage lang blieben alle 86 Grundschulen in Essen geschlossen, am Montag können nun auf einen Streich 84 wieder geöffnet werden. Eltern wundern sich, dass zunächst sogar Schulen geschlossen wurden, die vom Sturm fast unberührt waren.
Am Montag werden fast alle städtische Schulen wieder den Unterricht aufnehmen. Das gab die Stadt am Freitagnachmittag bekannt, nur zwei der 86 Grundschulen bleiben wegen größerer Sturmschäden geschlossen: die Eichendorff-Schule in Schönebeck und die Käthe-Kollwitz-Schule in Rüttenscheid.
In den vergangenen Tagen hatte das Vorgehen der Stadt bei vielen Eltern für Unmut gesorgt: Sie fragten sich, warum alle Grundschulen geschlossen blieben, obwohl einige Standorte vom Sturm praktisch unberührt waren. Auf Anfrage der WAZ, ob Einzelfallentscheidungen möglich gewesen wären, antwortete die Stadt: „Die Feststellung der Verkehrssicherungspflicht hat Zeit in Anspruch genommen. Da sich abzeichnete, dass das Ergebnis erst am späten Donnerstagnachmittag/Abend feststehen würde, wurde vorab beschlossen, dass die Eltern – auch von den Schulleitungen – über die Schließung für Freitag informiert werden sollen.“ Weiter heißt es: „Einzelentscheidungen zu Öffnungen und Schließungen hätten zu mehr Verwirrung bei den Eltern und weniger Planungssicherheit geführt.“
Für Verwirrung sorgte die offizielle Info-Politik freilich auch so. Dabei war laut Stadt ein Teil der Lehrerinnen und Erzieherinnen mit der „Kommunikation mit den Eltern“ betraut. Mit wechselnden Ergebnissen: Da riefen irritierte Eltern sogar bei der Polizei an, ob ihre Schule öffne. Da standen Freitagfrüh Schüler und Eltern vor der geschlossenen Andreasschule in Rüttenscheid. „Wir hatten eine Mail der Schule, dass der letzte Tag der Projektwoche stattfinden sollte, das ist wohl noch mal anders entschieden worden“, so Nadine Sanchez. Nun werde Sohn Milio (8) zum Opa gehen, sie sei berufstätig.
Auf dem Hof der Andreasschule ist am Freitag nur ein Ast zu sehen; da verwundert es doch, dass man der Schule nicht ermöglichte, den Projekttag zu veranstalten. Als genau auf diesem Hof mal ein Spielgerät defekt war, hatte der Stadt ein Flatterband als Sicherung genügt.
Hätten in solchen Fällen nicht Hausmeister und Schulleitung den Hof freigeben können? Nein, sagt die Stadt. „Die Verkehrssicherheit wird durch das Bauordnungsamt und die Immobilienwirtschaft formell festgestellt. Hier gab es keine Alternative. Die Überprüfung umfasst gut 500 Grundstücke und Gebäude und hat die Woche angedauert.“ Solang habe man auch keinen Standort für eine etwaige Notbetreuung gehabt. Das irritiert insofern, als die Stadt die Gebäude von Kitas und weiterführenden Schulen durchaus peu à peu freigab. Warum das bei Grundschulen nicht ging, bleibt rätselhaft. Nur eins durften die im Alleingang entscheiden: „welche Ausflüge stattfinden“.