Essen. . Vor dem Schwurgericht sitzt seit Montag die 57 Jahre alte Heike B., die ihre Stieftochter Sinatou Alina blutig misshandelte. Die Vierjährige überlebte die Attacke in der elterlichen Wohnung in Borbeck nicht. Heike B. hatte zuvor ihre Antidepressiva abgesetzt. Als das Kind tot war, schluckte sie 20 Schlaftabletten.

Ein Trauerspiel. Vor dem Essener Schwurgericht sitzt seit Montag die 57 Jahre alte Heike B., die offenbar im Wahn ihre Stieftochter blutig misshandelte. Eine Attacke, die die vier Jahre alte Sinatou Alina nicht überlebte.

Wann genau sie starb, konnten die Rechtsmediziner zunächst nicht festlegen. Die Staatsanwaltschaft spricht von der Zeit zwischen dem 28. und 30. Oktober 2013, in dem sie die Attacke in der Wohnung ihrer Eltern in Essen-Borbeck erlitt und nicht überlebte. Die schweren Verletzungen an Gesicht, Armen und Rumpf dokumentierten die Rechtsmediziner dagegen genau und zeichneten so das Martyrium der Kleinen nach. Mit Kochlöffel, Krücke und Tablett schlug die Beschuldigte nach ihr.

Keine Erinnerung

An die Tat könne sie sich nicht erinnern, sagt sie. Richter Andreas Labentz fragt sie nach ihrem Leben, wann sie den Vater des Kindes kennengelernt habe. 1999 traf die gebürtige Duisburgerin ihn in einer Disco, wo sie kellnerte. Wegen ihrer psychischen Störungen war sie schon Rentnerin, ihr fast zehn Jahre jüngerer Mann habe sich sehr um sie gekümmert. Weil sein Asylantrag abgelehnt wurde, schoben die Behörden ihn in sein Heimatland Togo ab. Sie folgte ihm, heiratete ihn dort. Seitdem wohnen sie zusammen in Essen.

Kinder konnten sie nicht bekommen. So planten sie die Adoption eines Kindes in Togo. Dass Sinatou Alina von ihrem Mann und einer Landsmännin gezeugt wurde, will sie vor der Tat nie richtig erfahren haben. Verteidiger Michael Wolff liest ein Geständnis vor. Ihr Mann sei im Oktober in Togo gewesen. Sie habe ihre Antidepressiva abgesetzt, um zu zeigen, dass sie darauf nicht angewiesen sei. Es ist die Rede von Stimmen, die sie hörte, von Schatten, gegen die sie kämpfte. Als das Kind tot war, schluckte sie 20 Schlaftabletten, bat eine Nachbarin um Hilfe.

Rettung war zu spät

Diese alarmierte sofort den Notarzt. Später fanden sie das Mädchen, nackt auf dem Ehebett. Jede Rettung kam zu spät. Ihr Mann muss um den psychischen Zustand seiner Marihuana konsumierenden Frau gewusst haben. Zwei Monate war er in Togo, in der Wohnung klebten Zettel: „Herd ausschalten, Tür schließen, aufs Kind aufpassen.“ Es nutzte nichts, offenbar nahm der Wahn sie gefangen. Auf einem blutbefleckten Zettel hatte die Frau, die von der Staatsanwaltschaft als schuldunfähig eingestuft wird, geschrieben: „Ich habe Angst. Ich muss leise sein, sonst will sie mich töten.“