Essen. . Erst ein Drittel aller Ampeln bevorzugen in Essen die Busse und Bahnen der Evag, damit die Fahrzeuge des Nahverkehrsunternehmens besser vorwärts kommen. Für 1,8 Millionen Euro werden jetzt 24 weitere Anlagen in der Stadt umgerüstet. Damit soll nicht nur Zeit, sondern auch Energie gespart werden.

Tempo braucht Geduld: Seit 25 Jahren arbeitet die Evag daran, dass ihre Fahrzeuge schneller durchs Stadtgebiet kommen. Das geht vor allem dann, wenn Ampeln so geschaltet sind, dass Straßenbahnen und Busse gegenüber Autos bevorzugt werden. Bislang arbeiten knapp 180 von 530 Ampel-Anlagen im Stadtgebiet so, die von der Evag angefahren werden. Das ist erst ein Drittel.

Für knapp 1,4 Millionen Euro kommt die Evag jetzt einen erheblichen Schritt weiter: Bis zum Jahr 2016 sollen 24 weitere Ampel-Anlagen umgerüstet werden. Die Kosten tragen VRR, Stadt und Evag. Doch auf einer ganz wichtigen Strecke, an der sich die Evag seit Jahren die Zähne ausbeißt, bleibt es beim Schneckentempo: Zwischen Hollestraße (Nähe alte VHS) und Steele haben Autos weiter Vorrang vor der Linie 109. Für die 13 Ampel-Anlagen zwischen Hollestraße und Steele, die auf der Steeler Straße umgerüstet werden müssten, fehlt das Geld. Auf die wenigen Sekunden an einer Ampel, die eine Tram warten muss, kommt es am Ende an: „Eine Straßenbahn mit 100 Menschen benötigt vielleicht 15 Sekunden zum Queren einer Kreuzung“, erklärt Evag-Sprecher Olaf Frei. „100 Pkw benötigen mehrere Minuten. Ist es da nicht nur aus Umweltsicht zwingend, sondern auch verkehrstechnisch logisch, dass der Öffentliche Nahverkehr mehr Vorrang erhalten sollte?“

Wenn Ampeln so geschaltet sind, dass eine Straßenbahn bevorzugt wird, bringt das im Schnitt zehn Prozent Zeit-Erparnis – also zwei Minuten bei einer Fahrzeit von 20 Minuten. Unterm Strich geht es um eine Einsparung von 200.000 Euro, die jährlich erzielt würde, wenn alle Busse und Bahnen im Stadtgebiet bevorrechtigt fahren könnten. 1989 begann man mit der Beschleunigung der Linie 107, auf deren Strecke die Ampeln neu geschaltet wurden. Es folgten weitere Maßnahmen auf der Altendorfer Straße, zuletzt wurden die U17 und mehrere Buslinien schneller gemacht.

„Bevorzugung heißt nicht, dass die Evag grundsätzlich Vorfahrt hat“

Für die technische Umrüstung der Ampel-Anlagen wird ein Funk-Kontakt hergestellt zwischen Fahrzeug und Ampel, sodass die Ampel weiß, wenn der Bus oder die Bahn anrollt. „Bevorzugung heißt nicht, dass die Evag grundsätzlich Vorfahrt hat“, stellt Pierre Hilbig klar, der Leiter der Fahrplanung bei der Via, dem gemeinsamen Unternehmen von Evag, MVG (Mülheim) und DVG (Duisburg).

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Aber: Bevorrechtigung heißt, dass die Ampel-Schaltungen auf den Öffentlichen Nahverkehr reagieren, dass Busse und Trams weniger bremsen, warten und wieder neu anfahren müssen. Das spart übrigens nicht nur Zeit, sondern auch Energie.

Anfang des Jahres wurde ein Förder-Antrag genehmigt, der die Umrüstung von 24 Anlagen möglich macht. Profitieren werden in diesem und im nächsten Jahr Fahrgäste auf den Linien 101, 103, 105 und 109. „Auf der Linie 109 fehlt dann noch der Abschnitt zwischen Hollestraße und Steele“, heißt es lapidar in einer Vorlage, die dem städtischen Bauausschuss Ende letzten Monats zur Kenntnis gereicht wurde. Genau hier liegt aber das Problem: Denn die Beschleunigung der Steeler Strecke ist ein Dauerthema, für das Evag und einige kommunale Umweltpolitiker seit Jahren kämpfen. Der Erfolg lässt weiter auf sich warten.