Essen.. Wegen des Streiks blieben gestern die Busse in den Depots. Wer kein Auto hat, musste zu Fuß gehen – so wie Sabrina Pauls, die acht Kilometer zur Arbeit lief. Rekonstruktion eines langen Tages.
Andere hätten in dieser Situation wohl frei gemacht. Busse und Bahnen fuhren ja nicht, weil die Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes Mittwoch streikten. Sabrina Pauls ist trotzdem zur Arbeit gegangen – und das im wahren Wortsinne. Sie lief also, von Bedingrade über Borbeck-Mitte nach Frohnhausen. Knapp acht Kilometer Fußmarsch. Viel Einsatz für eine Praktikumsstelle. Rekonstruktion eines langen Tages im Zeichen des Streiks.
5.30 Uhr: Aufstehen
Sabrina Pauls quält sich aus dem Bett. Draußen ist es noch dunkel, die 35-Jährige kocht erstmal Kaffee. Dann schmiert sie Brote für ihre Söhne. Um 6 Uhr weckt sie die Kinder. Fabrice (5) und Patrice (2) frühstücken später in der Kita, ihre Mutter hat keine Zeit zum Essen. Pauls will pünktlich sein. Vom Praktikum hängt ihre Zukunft ab. Für ihre Kinder will die gelernte Altenpflegerin auf Erzieherin umschulen, wegen der besseren Arbeitszeiten.
6.30 Uhr: Los geht’s
Vor der Arbeit muss die alleinerziehende Mutter erst den Nachwuchs in den Kindergarten bringen. Pauls zieht sich rote Turnschuhe an. Sie muss laufen, denn ein Auto hat sie nicht. Eine knappe halbe Stunde braucht das Trio von Bedingrade zur Kita an der Zweigstraße. Dort angekommen, hilft Pauls Fabrice und Patrice beim Jacke ausziehen, öffnet die Plastikdose mit den Butterbroten. Um 7.05 Uhr muss sie weiter.
7.55 Uhr: Kurze Kaffeepause
Sabrina Pauls ist schon seit zweieinhalb Stunden auf den Beinen. An der Helenen-/Ecke Altendorfer Straße kauft sie einen Becher Kaffee, trinkt ihn im Gehen. Sie läuft schnell. An der Ferse spürt sie eine Blase. „Aber das muss man aushalten.“
8.30 Uhr: Ankunft
Die junge Frau erreicht die Kita „Kleine Arche“ an der Liebigstraße in Frohnhausen. Dort absolviert sie ein sechsmonatiges Praktikum, zur Vorbereitung auf die berufsbegleitende Erzieherinnen-Ausbildung, die sie im Sommer beginnen wird. „Ich kann nicht auf die Minute abschätzen, wie lange der Weg dauert“, deshalb ist sie etwas früh am Arbeitsplatz. Sie holt sich einen weiteren Kaffee und setzt sich noch ein paar Minuten in den Riehlpark. Ihre erste ruhige Minute an diesem Mittwoch. Direkt nach der Schicht wird sie die Kinder wieder abholen.
21 Uhr: Zeit fürs Bett
Der Tag war anstrengend, Pauls fühlt sich erschöpft, sie will früh schlafen gehen. Sie freut sich auf Freitag. Weil dann die Busse wieder fahren. Und weil sie das Wochenende herbeisehnt.