Essen. . Er soll Lieder singen, die dem Massenmord in den Vernichtungslagern auf dem Balkan huldigen: Der kroatische Sänger Marko Perkovic, alias Thompson, spielt in der Eissporthalle der Stadt Essen. Wen man sich da ins Haus holte, merkte der Trägerverein der Halle viel zu spät.

Als „Hass-Sänger“ bezeichnete ihn die Frankfurter Allgemeine Zeitung, als „Rechten Scharfmacher“ die Süddeutsche Zeitung. Marko Perkociv alias "Thompson" ist ein kroatischer Sänger, über den immer wieder europaweit diskutiert wurde, weil er faschistische Äußerungen gemacht haben soll. Am 3. Mai tritt er mit seiner Band in Essen auf – in der Eissporthalle, die der Stadt gehört.

Perkovic soll mit seiner Musik die Ustascha-Bewegung verherrlichen, jene Bewegung, die während des Zweiten Weltkriegs an der Seite des Hitler-Regimes an der systematischen Ermordung von Serben, Juden, Roma und antifaschistischen Kroaten auf dem Balkan beteiligt war. In der Vergangenheit soll Perkovic laut Medienberichten bei Konzerten auch ein Lied der Ustascha gesungen haben, in welchem der Massenmord im Vernichtungslager glorifiziert wird. Mitschnitte davon sind im Internet nicht zu finden.

Ein anderes Lied des Sängers, dessen Spitzname "Thompson" auf ein Maschinengewehr zurück geht, mit dem er im Jugoslawienkrieg kämpfte, beginnt mit der Grußformel, die von der Ustascha verwendet wird. Zu Beginn eines Konzerts in Kroatien im Sommer 2012 soll Perkovic die Grußformel der Ustascha ausgerufen haben. Zudem soll Perkovic den kroatischen Ex-General Ante Gotowina während seines Prozesses vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal unterstützt haben.

Dumpfer Nationalismus und Hitler-Gruß auf Konzerten

Der Sänger selbst bestritt in diversen Interviews seine Verbindung zum Faschismus. Er singe nur über die Liebe zu Gott und zur Heimat. Seine Kritiker sehen das anders: Sie sagen, er fröne einem dumpfen Nationalismus mit rassistischen, faschistischen und antisemitischen Tendenzen. Auf Thompson-Konzerten sollen die Besucher reihenweise mit dem Hitler-Gruß salutieren – so berichtet es das jüdische Simon Wiesenthal Center.

Während in der Schweiz in der Vergangenheit ein zeitlich begrenztes Einreiseverbot gegen Perkovic verhängt wurde, um ein Konzert zu verhindern, und in den Niederlanden Auftritte verboten wurden, wirbt der Sänger auf seiner Homepage und in sozialen Netzwerken für den Auftritt in der Essener Eissporthalle. Zwischen 1500 und 1800 Besucher werden erwartet.

Trägerverein: „Wir waren völlig arglos und unbedarft“

Der Trägerverein, der die Eissporthalle betreibt, ist entsetzt, als er bemerkt, wen er sich da ins Haus geholt hat. Der Verein hatte den Vertrag mit dem Konzertveranstalter im Januar abgeschlossen – offenbar ohne sich vorher umfassend zu informieren. Bereits vor zehn Jahren sei der Sänger in der Eissporthalle aufgetreten, sagt Harald Trotzki, erster Vorsitzender des Trägervereins. Auch damals waren die Verantwortlichen nicht auf die Berichte über den Musiker aufmerksam geworden. Es habe sich um eine „völlig unspektakuläre Veranstaltung“ gehandelt.

Ende März schickte die Antifa Essen eine Mail an den Trägerverein der Eissporthalle. Da habe er zum ersten Mal davon gehört, „dass der Sänger in dem Geruch steht, rechtsradikales und neofaschistisches Gedankengut zu verbreiten“, erklärt Harald Trotzki. „Wir waren völlig arglos und unbedarft.“ Recherchiert haben er oder andere Vereinsmitglieder vor dem Vertragsabschluss nicht.

Polizei Essen kann nichts gegen Thompson-Konzert machen 

Der Trägerverein ist keine professioneller Konzertveranstalter, steht zudem unter wirtschaftlichem Druck – und sieht sich jetzt in einer Zwickmühle: Wie wird er das Konzert wieder los? Mit der Polizei habe man sich schon in Verbindung gesetzt, so Trotzki. Die kann ihm nicht helfen: Gegen Perkovic oder die Mitglieder der Band wird nicht ermittelt.

Der Vertrag mit dem Konzertveranstalter, so Trotzki, lasse dem Verein keine rechtliche Handhabe, das Konzert jetzt noch abzusagen. Man könnte den Vertrag brechen, das Konzert einseitig absagen, doch dann droht eine hohe Geldstrafe, vermutlich ein größerer fünfstelliger Betrag. „Dann gefährden wir die gesamte Eissporthalle“, sagt Trotzki.

30.000 Euro Strafe bei rassistischen Äußerungen

Aus der Not heraus hat sich der Trägerverein mit dem Konzertveranstalter auf eine schriftliche Vereinbarung geeinigt: Der Verein erhält Tonaufnahmen des Konzertes, um die Inhalte zu prüfen. Ein Dolmetscher soll zudem an dem Abend anwesend sein und bei rassistischen Äußerungen sofort Alarm geben, erklärt Trotzki. Sollte der Musiker dagegen in Liedern oder Ansprachen verstoßen, drohe eine Strafe von 30.000 Euro und der Abbruch des Konzertes. „Das Geld ginge dann an eine gemeinnützige Einrichtung“, sagt Trotzki. Fans, die sich rassistisch äußern oder entsprechende Symbole tragen, würden rausgeworfen.

Der Trägerverein lasse dennoch nichts unversucht, um den ungeliebten Besuch loszuwerden. Das lobt auch Tessa Kuijer von der Antifa Essen: „Die Versuche des Vereins, den Vertrag mit dem Konzertveranstalter aufzukündigen, begrüßen wir ausdrücklich.“

Der Verein hat nun außerdem Kontakt zur Stadt aufgenommen, in der Hoffnung, dass diese noch etwas bewirken kann. Stadtsprecher Martin Rätzke sagt: „Die Stadtverwaltung prüft, ob die Veranstaltung in der Eissporthalle unter den gegebenen Umständen durchgeführt wird.“