Essen. Beim Derby zwischen RWE und dem MSV Duisburg war das Stadion Essen erstmals ausverkauft. Mit Konzerten spielt die Stadt, die das Stadion über ihre Tochter, die Grundstücksverwaltung Essen, betreibt, die Betriebskosten wohl vollends ein. Doch bei der Vermarktung gibt’s noch Luft nach oben.

Derby-Stimmung an der Hafenstraße, ein mit 20.000 Zuschauern restlos ausverkauftes Stadion, ein Sportsender berichtet live im Fernsehen - Tage wie beim Halbfinale um den Niederrheinpokal zwischen RWE und den Zebras vom Meidericher SV dürften sie im Rat der Stadt vielleicht vor Augen gehabt haben, als sie den Beschluss für den Stadionneubau trotz einiger Bauchschmerzen fassten.

Da lag RWE am Boden und hing am Tropf der Stadt und diverser Tochtergesellschaften. Mittlerweile ist der Traditionsverein wieder auf die Beine gekommen. Mehr noch: „Wir sind ein Wirtschaftsfaktor“, sagt RWE-Chef Michael Welling selbstbewusst.

Die Stadt verdient an jeder verkauften RWE-Karte mit

Für das Spiel gegen den MSV hätte RWE jedenfalls gut und gerne zwei- bis dreimal so viele VIP-Karten absetzen können statt der 1200, die sonst zu vergeben sind, versichert Welling. Ja, der Andrang war so groß, dass sie eigens ein VIP-Zelt vor die Tribüne gesetzt haben, eines, wie es vor dem alten Georg-Melches-Stadion als Provisorium diente.

Nicht nur der Ball rollte, sondern der sprichwörtliche Rubel. Auch für den Stadionbetreiber, die städtische Grundstücksverwaltung Essen (GVE), die laut Welling an jeder verkauften Karte mitverdient. 25 Prozent der Einnahmen, die durch Ticketverkauf und Bewirtung erzielt werden, fließen an den Betreiber. „Geht es RWE gut, geht es der Stadt gut“, formuliert der RWE-Vorstand plakativ und rechnet vor, dass die GVE am Dienstagabend 35.000 Euro eingespielt haben dürfte.

RWE-Legenden in Übergröße

1/14

Finanzielle Lücke wäre allein mit Fußball nicht zu schließen

So was hebt die Stimmung bei GVE-Geschäftsführer Andreas Hillebrand und mag ein wenig darüber hinweg trösten, dass die Stadttochter spitz rechnen muss, wenn RWE in der Regionalliga gegen Kracher wie den SC Verl oder die zweite Mannschaft von Bayer Leverkusen antreten muss - trotz beachtlicher 6000 bis 8000 Zuschauern vor ziemlich leeren Rängen. Finanziell lohnt sich das nicht, klingt da zwischen den Zeilen durch.

So klaffte bei der Kalkulation der Betriebskosten in Höhe von einer Million Euro eine Deckungslücke von rund 200 000 Euro. Allein mit Fußball wäre die nicht zu schließen, hieß es. Weshalb die GVE auf Erlöse aus der Vermarktung der Fußballarena baut.

Black Sabbath oder die Backstreet Boys spielen im Stadion Essen

400 000 brachten Abi-Bälle und Betriebsfeiern im ersten Jahr ein - ein vielversprechender Anfang, hieß es aus dem Aufsichtsrat, der gleichwohl Luft nach oben sieht. Die will Rüdiger Mengede mit seiner Agentur „2 M Event GmbH“ ausfüllen. Bands wie Black Sabbath, Schlager und die WDR 4 Kultnacht sollen nur ein Anfang sein. Der Konzertveranstalter legt nach mit dem „Bayao Summer Dance“ und um Juli mit den in die Jahre gekommenen Backstreet Boys. Auch dabei verdient die GVE mit. Allein das Catering dürfte sich rentieren. 20 Euro verzehre ein Besucher der Schlagernacht im Durchschnitt, ein Fußballfan gebe gerade mal fünf Euro für Bier und Bratwurst aus.

200.000 Euro pro Jahr sollen die Konzerte im Stadion einbringen, womit die Betriebskosten fürs Stadion gedeckt wären. Eine konservative Rechnung, nimmt man Rüdiger Mengede beim Wort. Mit der Nachfrage nach Tickets ist der Veranstalter nach eigenen Worten zufrieden. Zahlen nennt Mengede nicht. Er wundere sich allerdings, dass in Essen der Anteil an verkauften Karten gerade mal bei fünf bis zehn Prozent liege. Üblich sei sonst, dass am Veranstaltungsort 20 bis 35 Prozent abgesetzt werden. Dass sich an der Hafenstraße mehr abspielt als Fußball, das sei in den Köpfen der Essener noch nicht angekommen, schlussfolgert Mengede.

Eine Ursache: das Marketing. Mengede vermisst ein „Wir-Gefühl“ und mehr Selbstbewusstsein. Warum sollte die Stadt nicht etwa schon durch Hinweisschilder an der A 40 und A 42 auf ihr Stadion aufmerksam machen? „Da muss man ein bisschen mehr tun.“

RWE verliert Pokalkrimi

1/93