Essen. Die geplante Ausweisung von Überschwemmungsgebieten am Baldeneysee sorgt für Unruhe bei den Anliegern. Der Wassersport könnte eingeschränkt, Neubauten verhindert werden. Nun fordert die Essener SPD einen Hochwasserschutz mit Augenmaß.

Die SPD-Ratsfraktion fordert von der Bezirksregierung einen Hochwasserschutz mit Augenmaß. An den Ufern des Baldeneysees besteht aus Sicht der Sozialdemokraten „keine exorbitant große Hochwassergefahr, weil der Pegel des Sees über das Werdener Stauwehr geregelt wird“. Auch nehme das flussaufwärts liegende Naturschutzgebiet Heisinger Aue als natürliches Überflutungsgebiet bereits viel Wasser auf.

Wie berichtet, erarbeitet die Bezirksregierung Düsseldorf derzeit eine neue Verordnung zur Ausweisung von Überschwemmungs-gebieten entlang der Ruhr. Davon wären auch weite Teile des Seeufers betroffen; mit der Folge, dass es dort weder Neubauten noch bauliche Erweiterungen geben dürfte. Untersagt wäre auch die Lagerung von Gegenständen, die fortgeschwemmt werden könnte.

Die IG Baldeneysee, in der sich die Wassersportler zusammengeschlossen haben, befürchtet, dass davon an Land gelagerte Boote oder auch Liegeplätze betroffen wären. SPD-Umweltexpertin Julia Kahle-Hausmann fordert die Bezirksregierung daher auf, auch die Interessen von Wassersportvereinen und Freizeiteinrichtungen zu wahren. „Der Klimawandel mit den zu erwartenden Starkregenereignissen macht es notwendig, den Hochwasserschutz im Auge zu behalten. Aber hier muss Augenmaß gewahrt werden.“

Ausnahmen die das Wasserhaushaltsgesetz anbietet nutzen

Für übertrieben hielte die SPD, „wenn Segelboote nicht mehr auf Plätzen in Ufernähe stehen dürften, weil sie dort statistisch einmal in 100 Jahren von Hochwasserfluten fortgeschleppt werden könnten“. Hier müsse man die Ausnahmen nutzen, die das Wasserhaushaltsgesetz anbietet.

Der Ruhrverband bezeichnet die Berechnungen der Bezirksregierung als plausibel. „Wenn es lange stark regnet, kann es zum beschriebenen 100-jährlichen Hochwasser kommen“, sagt Sprecher Markus Rüdel. Da helfe nicht, dass man über das Wehr Wasser ablassen könne: „Es gäbe trotzdem einen Rückstau, der Wasserspiegel würde erhöht – und an einigen Stellen käme es zu Überflutungen.“

Ein reales Hochwasser dieser Größenordnung habe es freilich nur einmal ergeben: Als 1943 die Möhnetalsperre von britischen Bombern zerstört wurde und sich die todbringende Flutwelle bis ins Ruhrtal ergoss. Doch a) war das Wasser des Baldeneysees zum Zeitpunkt des Infernos abgelassen, b) sagt auch Rüdel: „Ein solches Hochwasser ereignet sich nur einmal in 1000 Jahren.“