Essen. Weiße Flotte Baldeney und Grün & Gruga wollen am Ufer des Baldeneysees in Essen schlichte, weiße Pavillons aufstellen. Der erste soll den eher grobschlächtigen Schwarzbau der Kleingärtner an der Lanfermannfähre ersetzen, der für viele Diskussionen gesorgt hatte.
Im steten Ringen um mehr Ästhetik und Aufgeräumtheit am Ufer des Baldeneysees hoffen die Weiße Flotte Baldeney und Grün & Gruga nun auf einen Teilerfolg: Jetzt präsentierten sie einen Unterstand, der langfristig – und wenn die Finanzierung geklärt ist – in Serie gehen soll.
Von einer Perlenschnur rund um den See spricht Landschaftsarchitekt Ulrich Falke von Grün & Gruga, der den Prototyp entworfen hat. Vier Monate haben sie daran gearbeitet, nun steht er im Hafen der Weißen Flotte: „Elegant, luftig, locker“, wie Falke sagt – und eben perlweiß. Das Dach ist teils durchbrochen und verglast, um Licht hineinzulassen, seitlich ist der Unterstand offen. „Eine Verglasung der Wetterseite wäre aber möglich.“
"Kleingärtner haben Drive in die Sache gebracht"
Der Unterstand ist in vielerlei Hinsicht das Gegenteil von jener „Wetterhütte“, die der Kleingartenverband in der Nähe des Anlegers Lanfermannfähre errichtet hatte: zur Freude vieler schutzsuchender Spaziergänger, aber ohne Genehmigung und mit dem Charme eines Sperrmüll-Objekts. Der Vorsitzende der Kleingärtner, Heinz Schuster, wies ästhetische Einwände als elitär zurück und reagierte mit Trotz auf die Abrissverfügung der Stadt im Jahr 2012: Dann schließe er auch die Bürgertoilette des Verbandes.
Am Ende gingen die Verantwortlichen auf Schuster zu, um sich über einen genehmigungsfähigen Unterstand zu verständigen. „Wir haben uns sowas ja selbst seit langem gewünscht, aber die Kleingärtner haben richtig Drive in die Sache gebracht“, formuliert der Geschäftsführer der Weißen Flotte, Franz-Josef Ewers, diplomatisch. Man erwarte nun die Genehmigung und wolle in dieser Saison mit der Arbeit am ersten Exemplar beginnen.
Wunsch nach Wiederbelebung der historischen Allee
Anders als der Prototyp wird es nicht aus Holz, sondern aus weißem Aluminium gefertigt. Es wird auf einem Betonfundament stehen und mit einer Stufe versehen sein; für Rollstuhlfahrer gibt es eine Rampe. Das erhöhte Fundament soll den Platz-Charakter verstärken. „Es soll ein Ort zum Verweilen sein“, sagt Ewers. „Und wir wollen der Bedeutung des Sees mit Bauten wie der Villa Hügel gerecht werden“, ergänzt Falke. Man sage auch nicht Unterstand – sondern Seepavillon.
Das alles klingt vielleicht ein wenig großspurig, doch oft genug wurde am Seeufer ja zu kleinkariert gedacht. Der erste Pavillon wird übrigens am Anleger Lanfermannfähre entstehen, die Kleingärtner stellen einen weitläufigen Platz bereit. Die benachbarte Bürgertoilette gilt nun als Standortvorteil. Langfristig wünscht sich Ewers für jeden der sechs See-Anleger einen der Pavillons mit Info-Punkt und Toilette. Die Anleger selbst sollen schlichter gestaltet werden. Am Anleger Baldeney, der in dieser Saison wegen des verlotterten Ufers geschlossen bleibt (wir berichteten), wünscht sich Ewers die Wiederbelebung der historischen Allee. „Ein Traum von mir!“ In der Realität wird es schwer genug sein, die je rund 20.000 Euro für die weiteren fünf Seepavillons zusammenzubekommen.Das ist Essen