Essen. . Bei „Rock meets Classic“ spielten in der längst nicht ausverkauften Grugahalle auch Popper wie Kim Wilde und Midge Ure mit dem Prager „Bohemian Symphony Orchestra“. Zugpferd Alice Cooper schaute bei seinem familienfreundlichen Auftritt indes, als wisse er nicht so genau, wo er eigentlich ist.

Die Witzchen liegen nahe, aber diese Rockgranden mit Dinosauriern zu vergleichen – das wäre schon arg gemein. Sie leben ja noch alle, und sie sehen aus wie zu ihren besten Zeiten. Lederjacken, Pyrotechnik, dramatische Gesten: echte Rocker eben.

Zumindest die meisten. Das Motto des Konzerts – „Rock meets Classic“ – war insofern Etikettenschwindel, weil mit Kim Wilde und Midge Ure zwei Protagonisten dabei waren, die eher nette Popper sind als harte Rocker.

Konzert in der nicht ausverkauften Gruga

Dennoch machte das Konzert in der längst nicht ausverkauften Gruga richtig Spaß. Trotz kleiner Schwächen. Vor allem der erste Teil riss das Publikum nicht so recht von den Plätzen. Dafür ist der Bekanntheitsgrad eines Joe Lynn Turner (kurzzeitiger Frontmann der Bands Rainbow und Deep Purple) zu gering, dafür drückte auch das Prager „Bohemian Symphony Orchestra“den Songs zu wenig den erwarteten Klassikstempel auf – die von Streichern begleiteten Lieder unterschieden sich wenig von der Radioversion.

Witzig war Midge Ure („Als ich den nächsten Song geschrieben habe, hatte ich noch Haare“), und sein „Dancing with tears in my eyes“ wird vielleicht für alle Zeiten ein Ohrwurm bleiben. Nur eben nicht gerade das Paradebeispiel eines Kuttenträgers. Erst bei Kim Wildes symphonisch unterstützter „Cambodia“-Version erhoben sich die Zuhörer erstmals von ihren Stühlen.

Kurzauftritt auf der Bühne

Stimmungsvoll ging es weiter, als Mick Box und Bernie Shaw von Uriah Heep für ihren Kurzauftritt auf die Bühne kamen. Zwei Grandseigneurs der Gitarrenmusik; das dünner werdende Haar lang wie eh und je, Jeans, bunte Cowboystiefel – Box und Shaw sahen nicht nur klamaukig aus, sie machten mit „Easy Livin’“ und „Lady in black“ wirklich Spaß.

Und dann kam das eigentliche Zugpferd: Alice Cooper. Trotz reichlich Kajal um die Augen und pompöser Totenkopf-Gürtelschnalle hielt sich sein Auftritt in familientauglichen Grenzen – keine Hinrichtungsszenen, keine abgebissenen Hühnerköpfe. Für seine 66 Jahre wirkte Cooper körperlich fit, schaute indes, als wisse er nicht so genau, wo er eigentlich ist.

Insgesamt ein routiniert-gutes Konzert, dem ein wenig mehr Spontaneität und Esprit allerdings nicht geschadet hätte.