Essen. Wenn die Zuschauer keine Zugabe hören wollen: R’n’B-Star Jason Derulo zeigte in der Grugahalle, dass ein guter Tänzer nicht automatisch ein überragender Musiker ist. Zu einem klasse Konzert gehören eben mehr als Muckis und professionelle Tanzchoreographien.

Beim Fußball mag die keiner: Fans, die schon vor dem Schlusspfiff das Stadion verlassen. Bei Jason Derulos Auftritt Donnerstagabend in der Grugahalle gab es diese Zuschauer-Kategorie auch – als der Auftritt nach anderthalb Stunden vorbei war, warteten viele die obligatorische Zugabe gar nicht erst ab, sondern verschwanden recht emotionslos in der Rüttenscheider Nacht. Essen war kein Ruhmesblatt für den hochgelobten R’n’B-Star aus Florida.

Jason, wie seine überwiegend weiblichen Anhänger ihn nennen, hatte für seine Deutschland-Tour eine große Show und Party angekündigt. Stattdessen wurde die Visite zu einer ziemlich faden Angelegenheit. Dabei bringt Derulo vieles mit, was ein Popmusiker braucht: Der 24-Jährige kann tanzen, hatte als Kind Ballettstunden, bewegt sich ansatzlos wie Michael Jackson. Und er sieht wirklich gut aus. Das Problem seiner Show, bei der er das neue Album „Tattoos“ vorstellte: Viel mehr als ansprechende Optik war nicht drin.

Jason Derulos Manko ist die mangelnde Bühnenpräsenz

Die Enttäuschung begann schon mit dem Bühnenbild, das im Wesentlichen aus einer Art Baugerüst bestand. Einen tieferen Sinn schien die Konstruktion nicht zu haben, außer dass Derulo ein paar Klimmzüge demonstrierte und der DJ oben drauf saß und für die Beschallung sorgte.

Als echter Fehlgriff erwiesen sich derweil die Tänzer. Derulo hatte zwecks Animation eine Handvoll durchtrainierter Jungs engagiert, die entweder schwoften oder Liegestütze machten. Außerdem eine hübsch anzusehende Frau im bauchfreien Oberteil, die wohl nur dazu da war, sich von Derulo offensiv antanzen zu lassen. Jason wirkte in diesem Getümmel mitunter recht verloren. Star und Komparsen waren von der Tribüne aus nicht immer zu unterscheiden. Auf Derulos Bühnenpräsenz wirft so viel Unscheinbarkeit kein gutes Licht.

Höhepunkt des Konzerts in Essen: als Derulo blank zieht

Einen seiner Höhepunkte erreichte das Konzert während des Songs „It Girl“. Nicht wegen der Elektrobeats, die charakteristisch sind für das neue Album. Sondern weil Derulo – ohne ersichtlichen Grund – sein Shirt auszog. Die Mädels johlten. Später zog er ein weißes Unterhemd an, nur um es Augenblicke später mit dramatischer Geste zu zerreißen und wieder seine Muskeln spielen zu lassen. Man kann sagen, das gehört dazu. Man kann dieses zur Schau gestellte Testosteron aber auch peinlich finden.

Um das klar zu sagen: Es war kein schlechtes Konzert, viele der Zuschauer hatten offensichtlich Spaß. Ob das, was Derulo in der Gruga zeigte, jedoch reicht, um dauerhaft Erfolg zu haben? All jene, die noch vor der Zugabe aus der Halle strömten, scheinen da ihre Zweifel zu haben.