Essen. . Emschergenossenschaft streicht eine Anlage, Harmuth hat Genehmigungsverfahren auf Eis gelegt, Krisentreffen.
Am Wanderfalken kommt keiner vorbei: Sozusagen mit einem Flügelschlag scheint der Greifvogel die Energiewende beim Thema Wind in Essen hinwegzufegen. Hinter zwei bislang geplante Windräder im Essener Norden hat der Artenschutz bereits dicke Fragezeichen gesetzt.
Und auch das für den Sommer angekündigte neue EEG-Gesetz, das niedrigere Beträge für die Einspeisung des Öko-Stroms bei Neuanlagen vorsieht, lässt die Anlagenbauer die Rentabilität der durchschnittlich fünf Millionen Euro umfassenden Investition neu kalkulieren.
Ärger mit den zu erwartenden Auflagen
Die Emschergenossenschaft jedenfalls will auf den geplanten Bau einer Anlage auf dem Klärwerks-Gelände an der Stadtgrenze zu Bottrop mit Verweis auf die Falken-Population verzichten: „Wir werden wohl nur ein Windrad am Sturmshof bauen“, heißt es in der Konzernzentrale an der Kronprinzenstraße. Der Entsorger Harmuth, der seit nunmehr zwei Jahren den Bau eines 200 Meter hohen Windrades auf dem Werksgelände am Stadthafen vorantreibt, sieht ebenfalls die Pläne davonfliegen. Vor ein paar Wochen hat das Unternehmen die zuständige Bezirksregierung in Düsseldorf darum gebeten, das laufende Genehmigungsverfahren vorläufig auf Eis zu legen.
Geringere Vergütungssätze, dazu der Ärger mit den zu erwartenden Auflagen angesichts der nahen Brutkästen am benachbarten Schornstein der Alu-Hütte – dies alles bewertet man bei Harmuth kritisch: „Wir sehen da im Moment eher die Risiken“, heißt es. Denn klar sei, dass eine geringere Wirtschaftlichkeit bei eingeschränkten Laufzeiten des Windrades nicht unbedingt die Ertragslage vorantreibt: „Die Investition muss sich für uns rechnen, sonst lassen wir es lieber sein.“
„Der Artenschutz genießt eindeutig Vorrang“
Nun soll auf einem „Krisentreffen“ am heutigen Freitag im NRW-Wirtschaftsministerium mit Vertretern des Umweltministeriums und des Landesamtes für Naturschutz ausgelotet werden, ob sich für die Wanderfalken-Problematik eine für beide Seiten tragfähige Lösung findet. Und auch die Windrad-Hersteller versuchen inzwischen, über „Kooperationsmodelle“ bei der Finanzierung der Anlagen zu helfen.
Gleichwohl sehen Windrad-Bauer eher die Probleme: Dass Harmuth in einem Gewerbegebiet „Industrie“ sitzt, weit entfernt von jeder Wohnbebauung, dass sich die Wanderfalken-Population in NRW weiter erholt hat – dies alles wird im Zweifel nicht helfen: „Der Artenschutz genießt eindeutig Vorrang“, so ein Experte aus dem NRW-Umweltministerium. Auf Windenergie wird man in Essen wohl verzichten müssen