Essen. Die 4,7-Millionen-Stadt am Jangtse-Delta und die Ruhr-Metropole besiegeln ihre enge Zusammenarbeit. Ziel: Hüben und drüben Firmen gründen und Jobs schaffen. Der Vize-Bürgermeister kam mit einer hochkarätigen Delegation, darunter 30 Unternehmer. In Essen trafen sie sich mit 70 Unternehmern aus der Region.

Changzhou, die stürmisch wachsende Industriemetropole im Jangtse-Delta, liegt 8700 Kilometer von Essen entfernt. Und rückt doch immer näher. Am Donnerstag reiste eine hochkarätige Delegation aus der 4,7-Millionen-Stadt an, um das noch grobmaschige Netz mit der Ruhrmetropole enger und fester zu weben. Geht die Saat auf, die Unternehmen und Unis, Regierungen und EU-Kommission gemeinsam einbringen, dann entstehen hüben wie drüben neue Firmen und neue Jobs.

„Die Stadt Changzhou bietet Chancen für unsere Wirtschaft“, frohlockt OB Paß unmittelbar vor der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages in der Philharmonie. Und Vize-Bürgermeister Fang Guoqiang erwidert: „Wir wollen von Essen lernen, wie sich der Strukturwandel von der Schwerindustrie zur Dienstleistung bewerkstelligen lässt.“ Ein freundlicher Botschafter, der Essen immer wieder als lobendes Vorbild herausstellt und warme Worte findet, die OB Paß sichtbar mit Genugtuung erfüllen.

Es ist unübersehbar: Der höfliche und optimistisch lächelnde Mann aus dem fernöstlichen Wirtschaftswunder-Land steckt voller Tatendrang. 30 Unternehmer hat er im Schlepptau, am Donnerstagnachmittag beim Kontaktforum in der Messe Essen (Motto: „Changzhou im Fokus!“) treffen sie auf nicht weniger als 70 Unternehmer aus Essen und Umgebung. Auf Firmen, die sich in Zukunftsbranchen wie Umwelttechnik und Ressourceneffizienz, Design und Flächenrecycling, Medizintechnik und Gesundheit etabliert haben.

ThyssenKrupp bereits in Changzhou ansässig

„Essen versteht sich in der Partnerschaft mit Changzhou als Brückenkopf für das gesamte Ruhrgebiet“, betont OB Paß. Und Veronika Lühl, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der IHK Essen, fügt hinzu: „Der Raum Changzhou bietet ideale Geschäftspotenziale für Unternehmen aus dem Ruhrgebiet. Dietmar Düdden, Geschäftsführer der Essener Wirtschaftsförderung, (EWG) bekennt: „Ich skype wöchentlich mit meinem Kollegen in China.“ Erste Überlegungen reifen, chinesische Firmen in Essen anzusiedeln. Mit im Boot befindet sich bereits die FOM Hochschule für Ökonomie und Management, die einen Kooperationsvertrag mit der Uni Changzhou abgeschlossen hat. „Erste Studenten von dort haben sich schon bei uns für den Master angemeldet“, sagt Kanzler Harald Beschorner.

Essen und Changzhou - Zusammenarbeit unter dem europäischen Dach

Erste Kontakte zwischen Essen und Changhzou wurden 2013 geknüpft. OB Paß ist bereits zweimal nach China gereist.

Im Oktober begleitete er den NRW-Wirtschaftsminister nach Peking und reiste dann mit einer Essener Delegation - IHK, RAG Montan Immobilien, FOM Hochschule, EWG und Messe nach Changzhou.

Wenige Wochen später unterzeichnete er im Goldenen Saal der Großen Halle des Volkes im Beisein von EU-Kommissionspräsident Manuel Barroso und Chinas Ministerpräsident Li Keqiang die Urkunde zur Gründung des EU-China-Projekts „Sino German Innovation Park“ in Changzhou.

An der EU-China-Kooperation beteiligen sich neben Essen nur elf EU-Städte. Sie alle treffen sich 2015 in Essen bei der Leitmesse „E-World energy & water“.

In Changzhou betreten die Deutschen übrigens kein Neuland. Thyssen-Krupp fertigt in der Millionenstadt zwischen Shanghai und Nanking bereits Nockenwellen - etwa für Autoproduktion. „Wir sind führend auf dem Gebiet Photovoltaik, aber auch an der Ansiedlung von Automobilzulieferern interessiert“, betont Guoqiang.