Essen. „Helene ist krank, sie braucht Vitamine“: Diesen Satz werden tausende Chinesen, die Deutsch lernen, nicht so schnell vergessen. Er ist verewigt auf einer Prüfungs-CD für chinesiche Deutsch-Studenten. Eingesprochen haben die Texte zwei Schülerinnen aus Essen. Weitere sollen folgen.

„Mensch Klaus, warum hast du so viele Orangen in der Tasche?“ „Helene ist krank, sie braucht Vitamine.“ Diesen kurzen Dialog werden Serife, Marthe und demnächst tausende chinesische Studenten nicht so schnell vergessen. Er gehört zum Repertoire einer Prüfungs-CD für Chinas Deutschstudenten, die die beiden Schülerinnen gerade im Tonstudio des Nord-Ost-Gymnasiums aufgenommen haben.

„Unglaublich, dass unsere Stimmen bald in ganz China zu hören sind“, lachen die angehenden Abiturientinnen. Zum Reich der Mitte haben sie eine besondere Beziehung: Im Rahmen des Krupp-Stipendiums waren sie in diesem Jahr vier Wochen an der Universität in Xuzhou, wo sie jungen Chinesen die deutsche Sprache näher gebracht haben. „Bereits nach drei Wochen haben wir den Unterricht alleine durchgeführt“, sagt Marthe.

Studenten schlossen überdurchschnittlich gut ab

So entstand auch der Kontakt zur Professorin Jingping Wang, die an der Universität in Xuzhou, übrigens eine Partneruni der Uni Duisburg-Essen, Deutsch lehrt. „Serife und Marthe haben meine Studenten so gut unterstützt, dass sie bei den anschließenden Prüfungen überdurchschnittlich abgeschlossen haben“, sagt sie. Durch den Erfolg - „wir waren sogar besser, als die Studenten in Peking“ - wuchs die Idee, eine Prüfungs-CD mit Muttersprachlern aufzunehmen. „Bislang gab es in China für das Hörverstehen noch keine geeigneten Tonaufnahmen“, so Wang. Bei der Suche nach passenden Sprechern fielen ihr sofort Serife und Marthe ein. Die brauchten nicht lange überlegen, um ja zu sagen.

In nur zwei Stunden spielten sie die Aufnahme ein; die Vorbereitungen waren allerdings etwas intensiver. „Wir haben mit einem Chorleiter geübt, um unsere Artikulation zu verbessern“, erzählt Marthe. Für den männlichen Stimmpart stellte sich Klaus Albrecht zur Verfügung, der am Nord-Ost-Gymnasium unterrichtet. Dort wird Serife im nächsten Jahr ihr Abitur machen, danach internationales Management in Bremen studieren.

Weitere Projekte geplant

„In zehn Jahren möchte ich ein deutsches Unternehmen im Ausland vertreten“, sagt die ehrgeizige Schülerin. Marthe, die die Tanzklasse am Werdener Gymnasium besucht, weiß noch nicht so recht, wohin der Weg sie führt. „Aber ins Ausland möchte ich unbedingt.“ Neben dem Büffeln fürs Abi stehen noch weitere Projekte an: Für das Duisburger Konfuzius-Institut sollen die beiden einen Leitfaden mit Alltags-Tipps für chinesische Auslandsstudenten schreiben. Und dann muss ja auch noch für die nächste Deutschprüfung eine neue CD besprochen werden.