Essen. Hans-Jürgen Best stellt in Essen seit zwei Dekaden die Weichen, wenn es um die bauliche Weiterentwicklung geht. Nun feiert er seinen 60. Geburtstag.
Manche Männer werden immer jungenhafter, je älter sie werden. Eine seltene und durchaus beneidenswerte Gabe, die Stadtdirektor Hans-Jürgen Best zu eigen ist. Der erste Vertreter des Oberbürgermeisters, im Verwaltungsvorstand zuständig für das wichtige Ressort Stadtplanung, vollendet heute sein 60. Lebensjahr.
Hans-Jürgen Best ist ein echter Essener Junge. In Borbeck geboren und aufgewachsen, baute er an der Goetheschule in Bredeney sein Abitur und absolvierte dann den Studiengang Raumplanung in Dortmund, aus dem viele leitende Kommunalbeamte hervorgingen. 1983 begann er am Stadtplanungsamt im Deutschlandhaus seinen Berufsweg, der zehn Jahre später eine entscheidende Wende nahm: Oberhausens dynamischer OB Burkhard Drescher warb Best ab, machte ihn zum Planungsdezernenten in der Nachbarstadt.
Bürger sollen Blockadehaltung überdenken
„Die fünf Jahre in Oberhausen waren eine tolle Zeit“, sagt Best noch heute. Das riesige Centro, die Wiedereinführung der Straßenbahn, eine Gartenschau und ein Volksgolfplatz auf alten Zechenflächen und ein paar Kleinigkeiten mehr - es ging um nichts weniger als eine Stadt neu zu erfinden. Etwas besseres kann einem Planungsdezernenten kaum passieren. Best galt schnell als kreativer Kopf, macht einen guten Job und so war es fast zwangsläufig, dass er nach weitgehend getaner Arbeit 1998 in gleicher Position in seine Heimatstadt zurückkehrte.
Auch Essen schickte sich nach dem erfolgreichen Saalbau-Bürgerbegehren und dem kommunalpolitischen Erdbeben von 1999 an, alte Zöpfe abzuschneiden. Auch hier war ein Aufbruch nach mehltauschwerer Zeit angesagt, und Sozialdemokrat Best erwarb sich rasch bei der neuen CDU-Führung einiges Ansehen. Zupass kam ihm, dass er bis heute keiner ist, der Stadtplanung parteipolitisch oder gar ideologisch versteht - im Gegenteil. Best ist - je älter, je mehr - jemand, der seinen eigenen Kopf hat, der gerade seiner SPD nicht immer Freude bereitet, wenn er etwa offen die politische Kleinmütigkeit bei der Ausweisung neuer Baugebiete geißelt oder wenn er die Bürger auffordert, ihre aus egoistischen Motiven gespeiste Blockadehaltung gegen Neues aller Art zu überdenken. An der Grünen Harfe und anderswo.
150 km Radfahren pro Tag
Philharmonie, Krupp-Gürtel, Univiertel, Limbecker Platz - in Essen gab es dann ebenfalls einiges zu tun, auch wenn für Best vielleicht nicht ganz die Dimensionen der Oberhausener Jahre erreicht wurden. Dazu kam die Stabilisierung der Innenstadt, das Ringen um ihre Aufenthaltsqualität und ihre Vielfalt als Einkaufsstandort. Wenn ihn im täglichen Kleinklein der leise Hang zum Zynismus ereilte, dann gab es zumindest früher mit Thomas Franke einen Planungsamtsleiter, der dies mit trockener Sachlichkeit wegbügelte. Irrtümer? Diese Frage ist immer prekär, aber einen räumt Best ein: „Ich war mir sicher, dass das Congresshotel an der Messe die Grugahalle erschlägt - aber die beiden vertragen sich, da war ich angenehm überrascht.“
Privat ist Best sehr interessiert an Geschichte, Landschaften und Architekturen. Als passionierter Radler liebt er es, sich Europa auf diese ebenso gemächliche wie intensive Weise zu erschließen, wobei 150 Kilometer pro Tag im Sattel kein Problem für den gertenschlanken Chefplaner sind. Etwas gibt es, was den Vater zweier erwachsener Töchter noch mehr fasziniert: die klassische Musik, der Best kenntnisreich verbunden ist. Er spielt passabel Klavier - klassisch, aber auch im legendären Boogie-Woogie-Duett mit Oliver Scheytt. Manche trockene Veranstaltung haben die beiden so aufgelockert.
Herzlichen Glückwunsch, Hans-Jürgen Best!