Essen. . NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin war auf Initiative des Essener Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung zu Gast bei türkischstämmigen Unternehmern in der Ruhrgebietsstadt. Etwa bei Bodenleger Nazmi Gömdeniz, den die Sorgen aller kleinen Unternehmer plagen.

Er sieht nicht aus, wie man sich einen Handwerker vorstellt – eher wie ein Künstler: zerschlissene Jeans und Turnschuhe unten, dunkles Jackett, Designerbrille, adrett geschnittener Bart und Gelfrisur oben. So empfängt Bodenleger Nazmi Gömdeniz hohen Besuch: NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin hat sein Präsentationslokal an der Annastraße in Essen besucht.

So ganz falsch ist der Künstler-Eindruck nicht. „Ich habe drei Semester Kunst studiert“, lächelt Gömdeniz. Als seine Eltern, zu denen er als Zehnjähriger von der Türkei nach Deutschland gezogen war, wieder in die Türkei zurückkehrten, traute er sich jedoch, abzubrechen. „Der Druck, studieren zu müssen, war weg, ich konnte machen, was ich wollte“, erinnert sich der heute 44-Jährige. Was genau das war, wusste er aber damals noch gar nicht so genau.

Viel gejobbt habe er, unter anderem als freier Mitarbeiter bei einem Kölner Privatsender. Dann jedoch begann er, sich fürs Handwerk zu interessieren, um damit wieder einen Bogen zu seinem Studium zu schlagen: „Kunst ist ja auch letzten Endes ein Handwerk.“

Nach abgebrochenem Studium der Quereinstieg als Boden- und Parkettleger

Und so wagte er den Quereinstieg als Boden- und Parkettleger. „Das ging damals noch, da war es noch kein Ausbildungsberuf.“ Das hat sich inzwischen geändert – „heute bilde ich stetig aus, und die meisten der Azubis kann ich auch übernehmen“. So sei das Unternehmen, das auf den Namen „Maßgenau Bodendesign“ hört, stetig gewachsen – anfangs sei er noch allein gewesen, heute sind sie insgesamt acht.

Minister Duin, der sich auf Initiative des Essener Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung den Betrieb anschaut, will wissen, mit welchen speziellen Problemen er sich als „Unternehmer mit Migrationshintergrund“ konfrontiert sieht. – doch tatsächlich kommt Nazmi Gömdeniz als Musterbeispiel für Integration daher: „Außer dem Lehrling und mir sind alle Mitarbeiter Deutsche“, lächelt er. Auch der Kundenstamm sei zu 95 Prozent deutsch.„Integration“, da ist er sich sicher, „muss von beiden Seiten kommen.“

NRW-Wirtschaftsminister Duin nimmt Visitenkarte mit

Auch sein türkischer Pass habe ihm bisher keinerlei Probleme bereitet. Er kämpft lediglich damit, womit viele kleinere Unternehmen kämpfen: „Es ist für eine Firma unserer Größe schwierig, an große Aufträge zu bekommen“, sagt er. „Dazu fehlen uns leider die Kontakte.“

„Das ändern wir jetzt“, lächelt Duin, schnappt sich eine Visitenkarte des Unternehmers, um sich auf zum nächsten Unternehmen zu machen – das Lackzentrum Essen Birnici in Altenessen will ebenfalls noch beehrt werden. Gömdeniz jedenfalls freut sich über die Aufmerksamkeit – immerhin sind auch einige Medienvertreter aus Deutschland und der Türkei dem Minister gefolgt. „Etwas nervös war ich schon“, gibt er am Ende zu. Aber letzten Endes ist so ein Empfang keine Kunst.