Essen. Mario Barth ist der Rockstar unter den Comedians. An seinem ersten von zwei ausverkauften Abenden in der Essener Grugahalle gab’s einen Einblick in den Kosmos des Sofa-Machos. Sein erstes Gastspiel war vor allem eines: überraschend gut.

Mein Kegelbruder Ingo ist ein Verfechter des gesunden Menschenverstandes, lästert für sein Leben gern, hält Frauen bisweilen für alltagsunfähig und schmunzelt auch mal über die „Schlauen“, die Akademiker – Ingos gibt es in diesem Land so einige und einer von ihnen hat jetzt gerade zwei Mal hintereinander die Grugahalle ausverkauft: 10.000 Menschen wollten sich Deutschlands bestvermarkteten Comedian Mario Barth angesehen.

Und der rockt, das weiß sein Publikum schon, bevor er überhaupt zu sehen ist. Nachdem gefühlte 50 Mario-Barth-Souvenirartikel von der Fußmatte bis zum Babystrampler über die Leinwand neben der Bühne geflimmert sind, dröhnt ohrenbetäubender Hardrock in AC/DC-Manier aus den Boxen, ein großer Pyro-Knall, und dann steht der Meister auf der Bühne. Simpel, eingängig, zum Mitklatschen und noch einmal ein Tusch hinten dran: Ein besseres Intro hätte sich der Rockstar unter den Comedians kaum aussuchen können.

„Alter, dat glaubse gar nich’“

„Bei Frauen sind immer die anderen Schuld“, leitet er sein aktuelles Programm ein und gibt in den kommenden zwei Stunden einen Einblick in die strapazierte Seele des Sofa-Machos von heute. Nein, die Freundin ist nicht nur zu doof zum Autofahren. Sie gibt es auch nicht zu. Und wenn sie eine neue Spülmaschine bekommt, dann gibt sie die alte mitsamt dreckigem Geschirr ab. „Alter, dat glaubse gar nich’“, ist wahrscheinlich der meist gesagte Satz des Abends.

Im Leben des Pragmatikers gibt es eine Menge, „wat so gar nich’ geht“. Die Freundin nervt nämlich nicht nur mit Frauen-Quatsch und Schuld-Verleugnung. Sie hat auch noch ein Diplom. „The Brain“ nennt der gelernte Elektroniker Barth die Intelligenzbestie daheim, die ankommt mit „Feng Shui“ für den Haushund und auch sonst mal gerne „die Schlaue“ raushängen lässt. „Alter, dat glaub’ ich jetzt nich’“, ist wohl der zweitmeist gesagte Satz des Abends.

Kopf ausschalten und zwei Stunden vergehen wie im Flug

Das alles geht, wie der Simpel-Rock vom Beginn, ohne große Umwege über das Gehirn direkt in den Bauch, bzw. ans Zwerchfell. Barth ist nicht nur ein talentiertes und unterhaltsames Lästermaul. Er verzichtet beim Publikum auch auf jegliches Vorwissen. Beine hoch, Kopf ausschalten und zwei Stunden vergehen wie im Flug.

Dabei sucht man Vokuhila-Volk und Goldkettchenträger im Publikum, durchschnittlich wohl rund Mitte 30, vergeblich. „Der sagt einfach, was oft stimmt“, verrät mir so eine „Schlaue“, eine Studentin, in der Pause. Merke: Nicht alle Witze von Barth sind (ganz) doof, sein Publikum auch nicht und er selbst schon gar nicht. Das würde auch mein Kegelbruder Ingo so sehen. Na klar, Alter.