Essen. Im Bredeneyer Brucker-Holt-Viertel stehen die teuersten Häuser in Essen. Sie verbergen sich hinter hohen Hecken und Zäunen. Hier leben viele Familien, die in der Stadt, im Land einen Namen haben - wie etwa die Albrechts oder die Stauders. Wer hier wohnt, will wohl seine Ruhe haben.
Wie leer gefegt sind die baumbestandenen Straßen, kaum ein Auto fährt vorbei, sauber sind die Bürgersteige. Die friedliche Ruhe wird nur vom Vogelgezwitscher und den ankommenden Jets, die den Himmel Richtung Düsseldorfer Flughafen kreuzen, gestört. Eine sportlich-schlanke Dame führt zwei ausgemergelte Windhunde spazieren und grüßt freundlich die wenigen Menschen, die ihr entgegenkommen. Hinter hohen, akkurat beschnittenen Hecken luken glänzende Dächer mit Erkern und verglasten aufgesetzten Pavillons hervor. Ab und an bellt sich ein Hund heiser. Er bleibt für den Spaziergänger so unsichtbar wie die meisten Bewohner des Bredeneyer Nobelviertels rund um den Brucker Holt. Denn wer hier wohnt, will seine Ruhe haben.
Dafür könnte die Lage nicht perfekter sein: Umgeben von naturgeschütztem Wald und Wiesen, oberhalb des nahen Baldeneysees, teilweise in Sichtweite zur Villa Hügel und doch nur ein paar Fahrminuten von Rüttenscheid und der Autobahnauffahrt nach Düsseldorf entfernt, leben hier viele Familien, die in der Stadt, im Land einen Namen haben. Die Stauders, die Albrechts und auch der verstorbene Krupp-Patriarch Berthold Beitz, sie alle haben sich im Brucker Holt, im Eifelhang, auf der Meckenstocker Höfe oder dem Zeißbogen – so die wohlklingenden Straßennamen – niedergelassen.
Wo die Promis wohnen
Viele der Anwesen sind namenlos und mit Kameras gesichert
Ihr unbestrittenes Recht auf Privatsphäre und Abgeschiedenheit hat natürlich seinen Preis – die Villen kosten wahrscheinlich mehr, als ein Durchschnittsverdiener in seinem ganzen Arbeitsleben erwirtschaftet.
Viele der Anwesen sind namenlos und mit Bewegungsmeldern und Kameras bestens vor Fremden gesichert. M. Mustermann steht auf einem polierten Messingschild neben dem abweisenden Garagentor. Die immergrüne mannshohe Hecke lässt keinen Blick auf das Grundstück zu. Allein an ihrer Länge lässt sich erahnen, wie groß der dahinter verborgene Garten ist. Vom Haus selbst sieht man nicht viel außer braunem Klinker und biedere Behaglichkeit verströmenden Butzenscheiben.
Essen entdeckenNebenan strahlt eine im Bauhausstil errichtete kubusförmige Villa moderne Kühle aus. Reinweiß ist die glatt verputzte Fassade, in der schlitzförmige Fenster eingelassen sind. Womöglich, so mutmaßt der Betrachter, wird die gesamte Gartenseite verglast sein. Zu sehen ist sie nicht.
Seit den 1960er Jahren hat sich das Viertel zum teuersten Pflaster Essens entwickelt
Egal auf welcher Straße man entlang spaziert – die Bilder und Eindrücke ähneln sich. Manche Häuser sind ein wenig zu protzig, andere klassisch gediegen, einige geben sich verspielt oder hypermodern. Nicht jeder, der Geld hat, besitzt automatisch auch Geschmack.
Hier und da wird ein Anwesen gerade aufwendig für den Verkauf hergerichtet oder ein Grundstück neu mit schicken Luxuswohnungen bebaut. Die ältesten Häuser stammen aus den 1960er-Jahren, erst damals hat sich das Viertel rund um die Meckenstocker Höfe und den Brucker Holt langsam zum teuersten Pflaster der Stadt entwickelt.
Bis 1965 gab es sogar noch landwirtschaftliche Betriebe und Bauernhöfe, die sozusagen die Keimzelle des heutigen Bredeney bildeten. Was viele der jetzigen Bewohner vielleicht nicht wissen: Das Gebiet wurde bereits 800 nach Christus zum ersten Mal in den Annalen erwähnt – damals übertrug es ein Thiadbald an das Werdener Kloster. Später entstanden mehrere Gehöfte, von denen vor allem Meckenstock, Reckmann, Ruschen und Bruckmann noch bis heute ein Begriff sind.
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