Kupferdreh. . Vor 100 Jahren, genau zwischen Februar und April 1914, stellten die Hochöfen der Phönixhüttein Kupferdreh endgültig die Arbeit ein. Heute entsteht dort eine schmucke Siedlung am See. Die Immobilien an der Straße „Am Seebogen“ erfreuen sich großer beliebtheit und waren schnell verkauft.
Es war der Beginn des eigentlichen Industriezeitalters in Kupferdreh: Im Jahr 1854 nahm die Phönixhütte am Fuße des Frauenstein, auf dem Gelände der alten Kupferwiese – dort wo der Deilbach an der „Kupferdrehe“ in die Ruhr mündete – ihre Arbeit auf. Sechs Jahrzehnte später, zwischen Februar und April 1914, wurden die Hochöfen endgültig ausgeblasen, ihre Spuren jedoch lassen sich noch bis heute am Fuße des sogenannten „Phönixbergs“ ablesen.
Heimatforscher Rainer Busch aus Kupferdreh hat sich intensiv mit der Historie des Hüttenwerks, aber auch mit der Region auseinandergesetzt: „Man kann heute mit Recht sagen, dass die Phönixhütte einer der wichtigen Motoren für die Entwicklung des Ortes war“, sagt er. Die „Phönix, anonyme Aktiengesellschaft für Bergbau und Hüttenbetriebe“ begann im Jahre 1853 mit dem Bau der Hütten zu Kupferdreh und Laar bei Ruhrort. Vorgesehen war in Kupferdreh der Bau von drei Hochöfen, von denen 1854 zwei in Betrieb gingen. Genutzt wurden sowohl die Kohlevorkommen vor Ort als auch die Erzzufuhr von den etwa acht Kilometer entfernten Erzgruben bei Velbert, die sich das Werk durch einen langfristigen Vertrag gesichert hatte. Zudem wurde Phönix anfangs auch aus den vielen benachbarten Steinkohle-Gruben versorgt.
Für Kupferdreh sprachen allerdings nicht nur die nahen Erz- und Kohlegruben. Vielmehr erwies sich die schon Jahrhunderte lang genutzte „Kupferwiese“ am Fuße des Frauenstein als echter Standortvorteil. Dort wurde seit der Schiffbarmachung der Ruhr, also ab etwa 1780, schon Erze, Kohle und sonstige Materialien gelagert und auf der Ruhr verschifft. Busch: „Kupferhammer und Eisenhammer im Deilbachtal wurden von hier aus mit Rohstoffen versorgt und setzten über diesen Platz ihre Produkte ab.“
Vorteilhaft erwies sich auch die Prinz-Wilhelm-Eisenbahn, seit 1847 auch Steele-Vohwinkler-Eisenbahn genannt, die unmittelbar an der Kupferwiese vorbei ins Deilbachtal verlief. Die Erze aus dem Voßnacker- und Langenberg-Velberter Raum konnten also leicht an die Hochöfen gebracht werden.
Ende April 1914 legte die Phönix-Gesellschaft ihr Werk in Kupferdreh still – aus „wirtschaftlicher Notwendigkeit heraus“, wie es im Geschäftsbericht vom 26. November des Jahres hieß. Inzwischen sei das Werk, so geht es im Bericht weiter, „bereits auf Abbruch verkauft, während die Gebäude und die Grundstücke an die Gemeinde Kupferdreh übergegangen sind“. Zuletzt waren 179 Arbeiter auf der Phönixhütte beschäftigt.
Der bedeutendste Ort in Kupferdreh
Für Stadtteilchronist Rainer Busch ist der Standort Phönixhütte aber noch aus anderer Hinsicht interessant: „Es handelt sich hier wohl um einen der historisch bedeutsamsten Orte in Kupferdreh überhaupt“, sagt Busch. Hier legten schon seit 1780 die Ruhraaken im Hafen „An der Kopperdreie“ an. Sogar der Ortsname Kupferdreh sei auf diese Stelle zurückzuführen. „Leider wurde dieser Umstand aber bei der Vergabe des neuen Straßennamens „Am Seebogen“ nicht berücksichtigt“, bedauert Busch. „Doch der gewählte Name passt wahrscheinlich eher zur aktuellen Entwicklung.“ Immerhin entsteht dort eine attraktive Wohnsiedlung am See: „Vom Industrieplatz zum Luftkurort, wenn man so will“, meint Busch dazu.
Genau diesem Umstand ist es geschuldet, dass Busch seit rund einem halben Jahr an einem neuen Themenheft, seinem bislang dritten, arbeitet, das spätestens im Sommer erscheinen wird. Darin dokumentiert er die gesamte Geschichte dieses Orts: vom alten Ruhrhafen über die Phönixhütte, die damalige Verlegung des Deilbaches, die Bedeutung der Eisenbahn, die Zeche „Prinz Friedrich“ bis hin zur Zementfabrik und den Bau der Neubausiedlung. Und dies über einen Zeitraum von über 230 Jahren.
Neubausiedlung am See
Der Boom im hochwertigen Wohnungsbau hält in Essen an: Die Neubausiedlung „Am Seebogen“ in Kupferdreh ist dafür ein gutes Beispiel. Alle 35 Wohnungen und 46 Einfamilienhäuser der Partner „Hopf-Immobilien-Entwicklungs-GmbH“ und „Nesseler Grünzig Gruppe“ am Hardenbergufer waren bereits zum Zeitpunkt des Richtfests verkauft.
Die ersten Häuser wurden bereits im August beziehungsweise September vergangenen Jahres fertiggestellt. Schon im Jahr 2008 hatte die Hopf Immobilien-Entwicklungsgesellschaft das ehemalige Zementfabrik-Areal gemeinsam mit dem Aachener Unternehmen gekauft und entwickelt. Bis spätestens zum Sommer dieses Jahres sollen alle 81 Wohneinheiten sowie die 53 Tiefgaragenstellplätze fertiggestellt sein.
Attraktive Lage
Ein gewichtiges Argument bei der Vermarktung und letztendlich auch einer der Hauptgründe für den flotten Verkauf der Immobilien dürfte die exponierte Seelage gewesen sein. Denn das rund 27 000 Quadratmeter große Gelände reicht fast bis an den Baldeneysee heran; hinzu kommt der oft unverstellte Blick auf den See. Doch dies alles hat natürlich seinen Preis: Die Einfamilienhäuser, deren Größe zwischen 145 und 185 Quadratmetern variiert, kosten mindestens 329 000 Euro. Die teuerste Variante gar 569 000 Euro. Die Wohnungen in den fünf Mehrfamilienhäusern mit Größen bis zu 190 Quadratmetern beliefen sich in der Penthouse-Variante bis zu 775 000 Euro.