Große schwarze Platten stehen eingezäunt am Ufer der Ruhr. Je nachdem, wie der Wind hier steht, hört man im Hintergrund das Rauschen der Autos über die Ruhrtalbrücke. Wenn der Wind ungünstig steht, riecht man allerdings auch, wo man gerade steht: Die schwarzen Platten gehören zur neuen Photovoltaikanlage auf dem Gelände der Kläranlage in Kettwig.

Eine Fläche von 15 Tennisfeldern

Denn nicht nur immer mehr private Haushalte wagen den Schritt hin zur Nutzung regenerativer Energien. Auch der Ruhrverband beschäftigt sich mit der Frage der Nachhaltigkeit und nutzt nun in Kettwig die Energie der Sonne. „Die Entscheidung ist im April des letzten Jahres gefallen“, erklärt die Diplom-Ingenieurin Birte Wöffen. Seit Ende November 2013 steht nun eine 3000 Quadratmeter große Photovoltaikanlage auf dem Gelände der Kläranlage Kettwig: Auf einer Fläche von knapp 15 Tennisfeldern gewinnen nun die großen schwarzen Platten Strom für die Wasseraufbereitung.

Birte Wöffen blickt auf eine Tabelle und rechnet den Nutzen des Projekts vor: 410 000 Euro hat diePhotovoltaikanlage gekostet – nach den aktuellen Schätzungen sind diese Kosten nach acht Jahren gedeckt. Denn die Anlage erzeugt 220 Megawattstunden Strom im Jahr. Diese Menge entspricht dem jährlichen Verbrauch von rund 45 Vier-Personen Haushalten in Deutschland. Die Kläranlage in Kettwig kann seinen jährlichen Stromverbrauch so um 15 Prozent reduzieren.

Michael Wessel ergänzt, dass der Ruhrverband den so gewonnen Strom keineswegs verkaufen wolle. Wessel ist ebenfalls Diplom-Ingenieur und sagt, dass durch den Verkauf zwar ein Gewinn von rund neun Cent pro Kilowattstunde möglich sei.

Gleichzeitig müsse die Kläranlage in Kettwig aber auch Strom einkaufen – die gleiche Menge an Energie koste dann im Einkauf mehr als das doppelte. Da sich dieses Model nicht lohnt, hat sich der Ruhrverband entschlossen, den Strom direkt selber zu nutzen.

Hinter den Platten der Photovoltaikanlage sind riesige Becken mit Wasser in den Boden eingelassen – die Kläranlage reinigt hier die Abwasser von rund 100 000 Einwohnern. Die Bakterien, die für die Reinigung verantwortlich sind, benötigen Sauerstoff. Da dieser Vorgang sehr viel Energie verbraucht, kann der Strom der Photovoltaikanlage sofort dafür genutzt werden.

Die Solaranlage in Kettwig ist nun eine der neusten Investitionen des Ruhrverbandes, um Energie nachhaltiger zu nutzen. Abschließend erklärt Michael Wessel allerdings, dass das Problem bei der Photovoltaikanlage sei, „dass man auch nachts Strom verbraucht“. Der Bau der Photovoltaikanlage ist daher auch nicht das erste Projekt des Ruhrverbandes, um regenerative Energien zu nutzen: Die zur Zeit noch wichtigsten Quellen zur Erzeugung von Energie sind die Wasserkraftwerke des Ruhrverbandes.