Essen. Seit einem Jahr wird gegen den Stiefvater von Madeleine W. ermittelt. Die 23-Jährige zeigte ihn wegen sexuellen Missbrauchs an. Zu diesem Verfahren macht die Staatsanwaltschaft kaum Angaben. Dabei sind viele Fragen offen: Hätte Madeleine vor ihrem Stiefvater beschützt werden können? Ein Kommentar.

Der Fall Madeleine W. ist unfassbar. Wenn eine junge Mutter so brutal umgebracht wird, ist das einfach nur erschreckend – und die Journalisten auf der Pressekonferenz der Mordkommission „Kita“ mussten kräftig schlucken, als die Oberstaatsanwältin die grausamen Einzelheiten zu Madeleines Tod schilderte.

Die Reaktionen unserer Leser auf unserer Facebook-Seite sind eindeutig: Trauer und Hilflosigkeit drücken sie aus. Und niemand kann verstehen, wieso die junge Frau auf so schreckliche Weise aus dem Leben gerissen wurde.

Madeleine hat offenbar Hilfe gesucht: Sie hat ihren Stiefvater wegen sexuellen Missbrauchs angezeigt, flüchtete in ein Frauenhaus. Sie soll keinen Kontakt mehr zur Familie gewollt haben.

Zahlreiche Fragen wirken in der Diskussion noch viel schwerwiegender: Warum hat niemand Madeleine vor ihrem Stiefvater – sollte er der Mörder sein – beschützen können? Warum wird im Fall der Missbrauchsvorwürfe gegen den Stiefvater seit rund einem Jahr ermittelt? Warum wurde noch keine Anklage gegen Günther O. erhoben?

Nachgefragt bei der Staatsanwaltschaft, verweist man auf laufende Ermittlungen. Zu viele Fragen in dem Fall sind noch unbeantwortet. Hoffentlich gibt es schnell Antworten.