Essen. . Karl Lagerfeld im Essener Folkwang Museum – das wollten viele Besucher sehen. Doch die öffentliche Vernissage wurde für die Wartenden vor der Tür zur Geduldsprobe. Selbst geladene Gäste mussten draußen bleiben. Wie es heißt, soll OB Paß noch per Handy zusätzliche Brandwachen beordert haben.

Wo Karl Lagerfeld auftritt, werden sonst auch schon mal ganze Straßenzüge gesperrt. Diesmal waren es nur ein paar Absperrbänder vorm Aufgang zum Museum Folkwang, doch die sorgten am Freitagabend für viel Verdruss bei den vielen Hundert Schaulustigen, die sich auf eine Begegnung mit dem Modekönig gefreut hatten. Die Vernissage nämlich, so hatte es im Vorfeld geheißen, sollte für alle Lagerfeld-Fans offen sein. Dass es eng werden würde im schönen großen Chipperfield-Bau, war abzusehen. Doch wie man den Andrang bei Dauerregen und Extrem-Gedränge kanalisieren könnte, dafür gab es offenbar kein echtes Konzept.

Nach Angaben viele Augenzeugen fehlte es nicht nur an Ordnerkräften, die meisten vermissten vor allem ein klares Zugangskonzept. Etliche Besucher traten deshalb nach langem Warten irgendwann verärgert den Heimweg an. Auch geladene Gäste kapitulierten vor dem organisatorischen Durcheinander. Selbst Foto-Weltstar Andreas Gursky, so wurde am Wochenende kolportiert, fand keinen Einlass ins Museum.

Geladene Gäste wurden im Vorfeld gewarnt

Manche der geladenen Vernissage-Gäste waren allerdings schon im Vorfeld gewarnt. Denn das Museum hatte die Besucher, die es etwa per E-Mail eingeladen hatte, wenig später nochmals angeschrieben mit dem Hinweis auf großen Andrang und der Information: „Da das zulässige Höchstmaß an Besuchern des Museum Folkwang nicht überschritten werden darf, kann nicht gewährleistet werden, dass alle Besucher die Ausstellung am Abend des 14. 2. sehen können.“

Wo dieses Höchstmaß liegt, darüber wurde offenbar noch am Abend des Lagerfeld-Besuchs diskutiert. „Das Museum war nur zur Hälfte gefüllt“, will beispielsweise Leserin Marie Luise Krebs beobachtet haben, derweil draußen noch Hunderte auf Einlass warteten.

Essens Oberbürgermeister soll zusätzliche Brandwachen bestellt haben

Wie es heißt, soll Oberbürgermeister Reinhard Paß schließlich noch per Handy zusätzliche Brandwachen ins Museum Folkwang beordert haben, um mehr Besuchern den Zugang zu ermöglichen. Stadt und Museum blieben die der Redaktion auf Anfrage zugesagte Stellungnahme bis zum Montagabend schuldig.

So bekam der glanzvolle Auftakt eines grandiosen Museums-Coup am Anfang ein paar Kratzer. Dem internationalen Interesse an der Schau tat das allerdings keinen Abbruch. Zumindest am Wochenende war Folkwang aus keiner Radio- und Kulturnachrichtensendung wegzudenken. Museums-Direktor Tobia Bezzola zeigte sich darüber in der ARD-Kultursendung Titel Thesen Temperamente am Sonntag sogar überrascht: „Dass war mir nicht bewusst, welche Prominenz er hat, und dass das jetzt so ein Staatsbesuch wird.“