Essen. Theater Freudenhaus zeigt den zweiten Teil der Bühnen-City-Sitcom „Gutes Essen, Schlechtes Essen“ und steigert sich: Die Regie setzt auf Tempo und Esprit. Das Darstellerquartett legt viel Spielfreude an den Tag. Diesmal stehen realistischere Charakterzeichnungen im Vordergrund.

Was vielen Hollywood-Filmen nicht gelingt, schafft das Steeler Theater Freudenhaus mit seiner neuen Bühnen-Reihe „Gutes Essen, Schlechtes Essen“: Teil zwei ist um einiges besser als der Erstling. In der neuen Episode „Lieblingsessen“ schmecken vor allem die gehaltvolle Pointendichte und das hohe Tempo.

Wem bei der „Pilot-Episode“ der Bühnen-City-Sitcom freilich schon einige Charaktere wie die Öko-Lesben-Mama Dörte, die eine „typisch Rüttenscheider“ Einwohnerin darstellen sollte, oder das grell-pinkenSchreckschrauben-Duo Sandy & Mandy nicht schmeckten, der wird sich auch diesmal wieder die Zähne an manch allzu klischeehafter Figur ausbeißen.

Ständige Rollenwechsel und ein perfektes Timing

Aber immerhin rücken auch einige gelungenere, weil realistischere Charakterzeichnungen in den Vordergrund. So kommt das deutsch-türkische Pärchen lebensnah und witzig rüber: Attila platzt fast vor Eifersucht fast platzt, als der Masseur „seine“ Trude“ in der Grugatherme behandeln will. Der Masseur mit schwäbischem Migrationshintergrund wirkt zwar daneben wie von einer anderen Welt, aber das sorgt durchaus für einige Lacher.

Passend zum Valentinstag als Premierendatum dreht sich in Teil zwei alles um die Liebe: Neben dem Eifersuchts-„Drama“ in der Therme stehen Kontaktversuche per Partnervermittlung im Mittelpunkt, die natürlich nicht so laufen, wie sich es die Kandidaten wünschen. Hinzu kommen einige soap-typische Verstrickungen: So schlägt das Herz der vermeintlichen Kampflesbe Dörte heimlich für den Pizza-Bäcker Luigi– doch als sie sich ihm offenbaren will, merkt sie, dass der sein Herz schon anderweitig vergeben hat. Die von ihm Bewunderte jedoch hält Luigis Liebesbrief für einen „krassen Songtext“.

Regisseur setzt auf Tempo und Esprit

Wie im ersten Teil kommt das Geschehen auf der Bühne episodenhaft daher, wodurch die von Einspielern getrennten Szenen eher wie Sketche wirken. Doch anders als bei Teil eins, in dem so manche Szene durch Kitsch und Klischees gelähmt wurde, etwa, wenn Currywurstverkäufer Schranke, dem „ehrlichen Malocher“ hinterhertrauerte, setzt Regisseur Markus Beutner-Schirp jetzt voll auf Tempo und Esprit. Dabei kommt ihm das gagreich geschriebene Buch von Constanze Behrends entgegen, das in sparsamen Dosen auch Spitzen auf aktuelle Entwicklungen in der Region bereithält.

Nicht zuletzt trägt das fidele Darstellerquartett das Stück. Die vielleicht manchmal zum Over-Acting neigende Gina Brand, die stets sympathische Johanna Wagner, der bodenständigen Marcel Schäfer und nicht zuletzt den wandlungsfähigen Mike Turner legen viel Spielfreude bei den ständigen Rollenwechseln an den Tag und beweisen dabei perfektes Timing. So zeigt sich nach der zweiten Episode, dass „GESE“ auf dem richtigen Weg ist, sich auch im Theater Freudenhaus zu etablieren.