Mit einem neuen Konzept will das Steeler Theater Freudenhaus wieder von sich reden machen: Die Berliner Theatermacherin Constanze Behrends hat ihren Hit „Gutes Wedding – Schlechtes Wedding“ auf Essener Verhältnisse umgemünzt. Doch die Soap-Komödie krankt noch an Klischees.

Neue Würze will sich das Theater Freudenhaus mit dem Konzept der Bühnen-Soap-Comedy „Gutes Essen – Schlechtes Essen“ geben. Aber da das Team um die Berliner Regisseurin Constanze Behrends bei der Premiere des ersten Teils eher auf konventionelle Zutaten gesetzt hat, fehlt letztlich der rechte Biss.

Originell ist immerhin die Struktur: Was als scheinbar lose Sketchfolge beginnt, fügt sich schnell zu einem Geflecht zusammen, in dem irgendwie alles und jeder zusammenhängt – ganz so, wie es sich für eine Soap gehört. So entfalten sich kleine Alltagsgeschichten über Menschen in dieser Stadt.

Doch die meisten der Figuren scheinen irgendwie in den 90ern hängengeblieben zu sein: Um die typischen Rüttenscheiderin zu karikieren, muss nicht etwa die heute auf der Rü allgegenwärtige, modebewusste Latte-Macchiato-Mutter herhalten, sondern man greift auf den Prototyp einer wuchtigen Öko-Lesben-Mama in weiter Wollkleidung zurück, die auf Kabarett-Bühnen weitaus häufiger anzutreffen ist als im wahren Leben. Und dann ist da noch der Malocher mit Herz auf der Zunge, der in Zollverein immer noch Zechenstaub und Schweißperlen anstatt Kunst und Kultur sieht, und der – „Freunde der italienischen Oper“ lässt grüßen – gegen eine Liebelei seiner Tochter mit einem italienischen Pizzabäcker wettert. Dieser wiederum steht in knallharter Konkurrenz zum benachbarten Dönerdreher.

Die Tochter als rebellierende Rapperin und ihr Bruder, der als ein als Ganzkörperkondom verkleideter Performancekünsteler daherkommt, gehören dabei zu den Höhepunkten, nicht zuletzt wegen des spielfreudigen Ensemblequartetts, das in wechselnden Rollen viele Facetten von sich zeigen darf: Gina Brand, Johanna Wagner, Marcel Schäfer und Mike Turner erledigen dies mit Bravour.

Wenn es gelingt, in künftigen Episoden, die im Drei-Monats-Wechsel angekündigt sind, Charaktere zu entwickeln, die weniger Klischees bedienen und dafür näher am Leben sind, und mehr Originalität in Dialoge und Handlungsstränge einfließen zu lassen, dann könnte es noch klappen mit dem angestrebten Kultstatus.